Unterschiede bei Ausbildungsvergütungen weiter hoch

Die Unterschiede bei den tariflich festgelegten Ausbildungsvergütungen sind in Deutschland weiter beträchtlich. Im ersten Ausbildungsjahr reicht die Spannbreite von der gesetzlichen Mindestausbildungsvergütung in Höhe von 620 Euro pro Monat im Friseurhandwerk bis zu rund 1200 Euro in Pflegeberufen in vielen öffentlichen Einrichtungen, wie das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung am 24. Juli berichtete.
Unterschiede bei Ausbildungsvergütungen weiter hoch
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«In einigen Tarifbranchen sind die tarifvertraglichen Ausbildungsvergütungen in jüngster Zeit überdurchschnittlich stark angehoben worden», sagte der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten. Die Tarifvertragsparteien reagierten hier auf sinkende Ausbildungszahlen und einen zunehmenden Fachkräftemangel, dem ohne eine deutliche Verbesserung der Vergütungsniveaus nicht entgegnet werden könne.

Den größten Zuwachs bei den untersuchten 20 Tarifbranchen verzeichnet demnach das Backhandwerk. Hier werden die Ausbildungsvergütungen ab dem 1. August 2023 im ersten Ausbildungsjahr um 26,5 Prozent angehoben. Erhöhungen um 20 Prozent und mehr gab es außerdem im bayerischen Gastgewerbe, der westdeutschen Floristik und der Süßwarenindustrie Nordrhein-Westfalen. Über 10 Prozent stiegen die Ausbildungsvergütungen im sächsischen Gastgewerbe, in der Landwirtschaft (Mecklenburg-Vorpommern) und im Privaten Bankgewerbe. In der Mehrzahl der Branchen wurden die Vergütungen im Laufe des letzten Ausbildungsjahres zwischen 2,0 und 7,5 Prozent angehoben.

«Trotz eines erheblichen Aufholprozesses ist das Niveau der Ausbildungsvergütung in einigen Tarifbranchen nach wie vor sehr niedrig», sagte Schulten. Hinzu kämen die Branchen ohne Tarifvertrag, in denen Auszubildende lediglich Anspruch auf die gesetzliche Mindestausbildungsvergütung hätten.

(Text: dpa)

Als Azubi ins Ausland - kein Privileg für Studierende

In Deutschland backt sie Kaiser-Brötchen, in Frankreich durfte Frederike sich auch an Baguette und Brioche versuchen. «Im Ausland zu arbeiten ist zwar herausfordernd, aber man lernt auch wirklich viel dazu», berichtet die Bäckerin, die nur mit ihrem Vornamen genannt werden will. Die 24-Jährige war während ihrer Ausbildung für ein dreiwöchiges Praktikum in Bordeaux. «Das war mal etwas anderes als Sauerteig», sagt sie. Und noch etwas hat die junge Bäckerin in Bordeaux erfahren: Nicht nur Studierende können Erasmus nutzen - was sie auch später noch selber auskosten durfte.
Als Azubi ins Ausland - kein Privileg für Studierende
Bild: Franziska Gabbert/dpa-tmn

Erasmus+ ist das Programm der Europäischen Union zur Förderung von allgemeiner und beruflicher Bildung, Jugend und Sport in Europa. Für Auslandsaufenthalte in Ländern, die Erasmus+ nicht abdeckt, gibt es das Förderprogramm AusbildungWeltweit. Ausbildungsbetriebe, Kammern, überbetriebliche Ausbildungszentren oder berufliche Schulen können Zuschüsse für ihre Auszubildenden beantragen.

«Das Programm Erasmus+ möchte allen Lernenden Auslandsaufenthalte ermöglichen», sagt Kristin Wilkens von der Nationalen Agentur beim Bundesinstitut für Berufsbildung. Demnach können Azubis in einer schulischen oder dualen Ausbildung während ihrer Lehre und sogar bis zu einem Jahr nach Abschluss gefördert werden. Auch für Meisterschüler und junge Menschen, die vor der Lehre einen berufsvorbereitenden Kurs absolvieren, bestehe die Möglichkeit. «Der Vertrag mit dem Ausbildungsunternehmen bleibt erhalten», sagt Wilkens. «Das heißt, die Vergütung läuft weiter.»

Während einige Unternehmen ihre Auszubildenden bei dem Reisevorhaben unterstützen, müssen andere erst überzeugt werden. «Betriebe, die ausbilden, weil sie gute Fachkräfte brauchen, die sehen ganz klar den Nutzen eines Auslandsaufenthaltes in der Berufsausbildung», betont Wilkens. «Andere Ausbilder, die zum ersten Mal von der Idee hören, sind mitunter skeptischer und müssen noch von den Vorteilen überzeugt werden. Wenn ein Unternehmen aber einmal einen Azubi entsendet hat, dann ist es in der Regel an Bord.»

So auch die hessische Bäckerei Biokaiser, in der Frederike ihre Lehre absolviert hat. «Sie war unsere erste Azubi, die während der Ausbildung ins Ausland gegangen ist», sagt Bäckereichef Volker Schmidt-Sköries. «Wir werden die Möglichkeit weiter fördern - unter anderem deswegen, weil wir uns davon sowohl verstärkte interkulturelle und fachliche Kompetenz als auch eine persönliche Entwicklung versprechen.»

Projektleiter Bill Liederwald, der bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer für «Berufsbildung ohne Grenzen» zuständig ist, sieht aktuell seitens vieler Unternehmen wachsendes Interesse an Auslandsangeboten. Ein Grund dafür sind seiner Meinung nach die vielen unbesetzten Ausbildungsplätze - im Juni waren laut Arbeitsagentur bundesweit rund 256 000 Stellen noch unbesetzt. «Für die Betriebe ist das eine gute Möglichkeit, ihre Ausbildungsplätze attraktiver zu machen», meint Liederwald.

Das Projekt «Berufsbildung ohne Grenzen» unterstützt Auszubildende bereits seit 13 Jahren dabei, einen Aufenthalt im Ausland zu ermöglichen. «Unser Ziel ist es, eine Gleichwertigkeit zwischen dualer Ausbildung und Studium herzustellen», sagt Projektleiter Bill Liederwald. Die Programme seien unter Azubis allerdings weniger bekannt als unter Studenten. «Das liegt unter anderem daran, dass die Strukturen und Netzwerke durch die Universitäten häufig bereits viel ausgeprägter sind.»

In Vorlesungen oder in der Mensa seien Studenten von vielen Gleichaltrigen umgeben, mit denen sie sich über Auslandserfahrungen austauschen können, meint Liederwald. «Azubis in einem kleinen Betrieb haben oft niemanden, der sie auf den Gedanken bringt oder ihnen ganz konkret bei der Bewerbung helfen kann.»

Dieses Problem sieht auch Frederike: «Ohne mein Praktikum hätte ich wahrscheinlich bis zum Ende meiner Ausbildung nicht erfahren, dass ich auch Erasmus nutzen kann.» Das Praktikum organisierte demnach ihre Berufsschule. Vor Ort in Bordeaux habe sie einen Erasmus-Koordinator kennengelernt, der ihr das Programm vorstellte. Danach bewarb sie sich für ein Stipendium.

Während der Corona-Pandemie brachen die Entsendezahlen stark ein, berichtet Kristin Wilkens. Im Jahr 2019 seien noch 26 900 Auslandsaufenthalte von der Nationalen Agentur bewilligt worden, im Jahr 2023 waren es nach Abschluss des Bewilligungszeitraums 25 300. Damit liege die Anzahl zwar noch leicht unter dem Vor-Corona-Niveau, doch das Interesse steige stetig. Auch Liederwald von «Berufsbildung ohne Grenzen» erkennt in der hohen Nachfrage, dass der Wunsch nach internationalen Erfahrungen aktuell stärker denn je sei. «Es wirkt fast ein bisschen so, als würden die Auszubildenden nach der Coronazeit ein Zeichen setzen wollen», bemerkt der Projektleiter. «So nach dem Motto: Ich kann wieder ins Ausland gehen, dann los geht's - jetzt erst recht.»

Auch Frederike lässt sich die Möglichkeit nicht entgehen: Kurz nach ihrem Abschluss erhielt sie das Erasmus-Stipendium und begann ihre Reise durch Europa, wie sie berichtet. Elf Wochen arbeitete sie in Bäckereien in Österreich, vier Wochen in Spanien. Gehalt bekomme sie dafür nicht. Je nach Land und Aufenthaltsdauer werde die finanzielle Unterstützung des Stipendiums angepasst. Für die Zeit in Österreich standen Frederike nach eigenen Angaben etwas mehr als 2500 Euro zur Verfügung. «Davon konnte ich die Reisekosten, Unterhalt, Lebensmittel und eigentlich alles, was ich brauchte, bezahlen», erzählt sie.

Die Bäckerin hofft, dass in Zukunft mehr Auszubildende die Chance nutzen, andere Länder kennenzulernen. Für sie geht es in wenigen Tagen in die nächste Bäckerei nach Dänemark. «Ich stehe schon in den Startlöchern», sagt sie.

(Text: Alina Grünky, dpa)

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Siesta bald auch in Deutschland?

Die Menschen am Mittelmeer stöhnen an vielen Orten weiter unter der Hitze. In Italien wurden am Dienstag (18. Juli) teils über 40 Grad gemessen, auch die spanische Urlaubsinsel Mallorca erwischten die heißen Temperaturen. Dort sind es die Leute gewohnt, auch bei Hitze ihren Alltag zu meistern. Die Siesta, also die Ruhezeit in der heißesten Zeit des Tages, könnte man sich auch in Deutschland abgucken, finden manche.
Siesta bald auch in Deutschland?
Bild: Uwe Anspach/dpa

«Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen, ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten», sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Arzt: Schwierige Aufgaben besser am Morgen - und später Siesta!

«Bei starker Hitze sind Menschen nicht so leistungsfähig wie sonst. Schlechter Schlaf bei fehlender Abkühlung in der Nacht führt zusätzlich zu Konzentrationsproblemen», sagte Nießen. Komplexe Arbeitsanforderungen sollte man daher lieber in die frühen Morgenstunden verschieben, rät der Mediziner.

Zu Spanien gehört die Siesta wie die Paella und der Stierkampf. Wenn die Sonne besonders heiß vom Himmel knallt - so zwischen 14 und 18 Uhr -, dann zieht man sich zurück. Büros machen dann längere Pausen, in den meisten Läden werden «Geschlossen»-Schilder nach draußen gehängt. Anders als früher gibt es inzwischen in Spanien zwar fast überall Klimaanlagen, aber die Tradition hält sich. Während der Siesta halten allerdings heutzutage die wenigsten Spanier noch wie früher ein Nickerchen. Man geht ins Fitnessstudio oder ins Schwimmbad oder isst mit Familie oder Kollegen länger zu Mittag. Dafür muss man abends natürlich länger arbeiten.

Gesundheitsmeteorologe: Siesta ist eine tolle Sache!

Eine Siesta, wie in südlichen Ländern üblich, habe vor allem einen Zweck: «So kann man tagsüber, wenn es heiß ist, die Aktivitäten reduzieren und die Sonnenexposition verringern», erklärte Andreas Matzarakis, Leiter des Zentrums für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutscher Wetterdienstes (DWD). Aus seiner Sicht wäre sie auch in Deutschland an heißen Tagen eine «tolle Sache».

Die Menschen müssten es lernen, sich bei Hitze anders zu verhalten, betonte der Gesundheitsmeteorologe. «Da muss eine Kulturänderung stattfinden», sagte Matzarakis. Es gelte etwa zu prüfen, ob Arbeitszeiten entsprechend angepasst werden könnten. Doch schon Gleitzeitregelungen mit besonders frühem Arbeitsbeginn könnten helfen. Auch Ernährung sollte heißen Temperaturen angepasst werden: «Lieber Salat oder Wassermelone - und nicht etwa eine Schweinshaxe.»

Experten sehen je nach Beruf Schwierigkeiten!

Sollte es zur Einführung einer Siesta kommen, müssten aber auch noch weitere Fragen bedacht werden: «Was ist mit den Rettungsdiensten? Was ist mit Betreuenden und Pflegekräften - und mit den Betreuten, wenn die auch in die Siesta gehen?», sagte Matzarakis.

Schwierig würde es zum Beispiel auch für Bauarbeiter, die lange Anfahrten haben und den Lärmschutz beachten müssen, wie der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Robert Feiger, anmerkte. Trotzdem: «Bei diesen Temperaturen, bei denen das Thermometer mittlerweile die 40-Grad-Grenze immer wieder schrammt, gibt es nur eines: runter vom Bau, vom Feld, von der verschmutzten Dachterrasse», sagte der Gewerkschafter laut Mitteilung. Für die fehlende Arbeitszeit solle dann mit staatlichen Hilfen Ausfallgeld bezahlt werden.

Gesundheitsminister sieht Arbeitgeber und Beschäftigte gefragt!

«Siesta in der Hitze ist sicherlich kein schlechter Vorschlag», schrieb Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dazu auf Twitter. Der SPD-Politiker sieht in der Frage allerdings nicht die Politik gefordert. Das sollten «Arbeitgeber und Arbeitnehmer selbst aushandeln», so der Gesundheitsminister. «Medizinisch sicher für viele Berufe sinnvoll.» Auch FDP-Gesundheitspolitiker Lars Lindemann sprach sich gegen eine Einmischung der Politik aus.

Der Arbeitgeberverband BDA sieht dagegen Potenzial für den Gesetzgeber: Schon jetzt nähmen die Arbeitgeber ihre Fürsorgepflicht sehr ernst. Aber: «Unterstützend kann bei längeren Pausen eine Reform des Arbeitszeitrechts helfen, um Beschäftigten die Chance zu geben, flexibler zu arbeiten», hieß es in der Stellungnahme für das RND. «Dazu können auch längere Mittagspausen gehören, wenn es von den betrieblichen Abläufen her möglich ist und Arbeitnehmer und Arbeitgeber sich einig sind.» Die Politik müsse den Rahmen für individuelle und flexible Arbeitszeitlösungen schaffen.

In Spanien hat der Höhepunkt der dritten Hitzewelle des Sommers am 18. Juli Einheimische und auch Touristen mächtig ins Schwitzen gebracht. Am schlimmsten erwischte es diesmal unter anderem die Urlauberhochburg Mallorca: Für den Norden und Osten der Insel kündigte der nationale Wetterdienst Aemet Höchsttemperaturen von mindestens 43 Grad an. Am Ballermann wurden am frühen Nachmittag bereits 38 Grad gemessen. In Spanien werden laut Aemet immer mehr und immer intensivere Hitzewellen registriert. Experten führen das auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurück.

In der italienischen Hauptstadt Rom wurden nach Daten des Wetterdienstes der Luftwaffe mittags 41 Grad gemessen, auf Sardinien und Sizilien in einigen Gegenden 43 bis 44 Grad. Entspannung ist vorerst nicht in Sicht. Für Mittwoch (19. Juli) hatte das Gesundheitsministerium für 23 größere Städte die höchste Alarmstufe für Hitze ausgerufen. Die Hitzewelle dürfte noch die ganze Woche andauern.

Bei Hitzewellen ist vor allem die hohe Nachttemperatur ein Gesundheitsrisiko, wie der Extrem-Wetter-Experte John Nairn von der Weltwetterorganisation (WMO) sagte. «Der Körper kann sich dann nicht erholen.»

(Text: Ann-Kristin Wenzel, Emilio Rappold, und Eva Krafczyk, dpa)

Sprung in den Rhein rechtfertigt keine fristlose Kündigung

Ein Sprung in den Rhein während einer Firmenfeier rechtfertigt keine fristlose Kündigung. Das hat das Landesarbeitsgericht in Düsseldorf am 18. Juli ausgeführt und eine Abmahnung für das Verhalten eines Angestellten als ausreichend erachtet (Az.: 3 Sa 211/23).
Sprung in den Rhein rechtfertigt keine fristlose Kündigung
Bild: dpa

Der Arbeitgeber hatte den Sprung von einem Partyschiff mit dem fristlosen Rauswurf quittiert. Der Vertriebsmitarbeiter habe den Betriebsfrieden massiv gestört, außerdem sich selbst und andere erheblich gefährdet, als er trotz starker Strömung in Unterhose in den Rhein gesprungen und um das Partyschiff geschwommen sei.

«Ich habe mit der Aktion möglicherweise damals die Stimmung auflockern wollen», sagte der 33-Jährige am Dienstag vor Gericht. Dass er vor seiner tollkühnen Aktion auf der Schiffstoilette Kokain konsumiert haben soll, bestritt er. Der Arbeitgeber hatte sich auf die Beobachtung einer Putzkraft berufen.

Mit dem gefährlichen Sprung in den Fluss habe der Mitarbeiter eine Pflichtverletzung begangen und den Betriebsfrieden gestört, befand das Gericht. Das Unternehmen beschäftigt den Mann weiter, dieser müsse im Gegenzug aber eine Abmahnung akzeptieren, schlugen die Richter vor. Dem stimmten beide Seiten zu und beendeten damit den Rechtsstreit.

Der Arbeitgeber, ein Hersteller von Aufzügen, war nach einer Schlappe in der ersten Instanz in Berufung gegangen. Der Kläger sei bereits früher durch ungebührliches Verhalten bei einer Betriebsfeier aufgefallen, argumentierte er.

Damals hatte sich der 33-Jährige einen Plastik-Flamingo geschnappt, wie er einräumte: «Ich bin aber nicht wie behauptet darauf geritten, sondern mit ihm durch den Saal getanzt», betonte er. Dafür war er seinerzeit ermahnt, aber nicht abgemahnt worden. Der 33-Jährige, bislang freigestellt, kann nun seine Arbeit bei der Firma wieder aufnehmen.

In erster Instanz war die Kündigung vom Arbeitsgericht wegen einer fehlerhaften Betriebsratsanhörung verworfen worden: Dem Gremium sei fälschlich mitgeteilt worden, dass er «unbekleidet» in den Rhein gesprungen sei, obwohl er eine Unterhose getragen habe. Doch darauf kam es dem Landesarbeitsgericht nicht an.

(Text: dpa)

Personalmangel: Arbeitsmarkt drei Mal so angespannt wie 2010

Die Anspannung auf dem deutschen Arbeitsmarkt wegen des Mangels an Personal ist einer neuen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) drei Mal größer als noch 2010. Im Jahr 2010 habe es lediglich 0,17 offene Stellen pro arbeitssuchender Person gegeben, teilte das IAB am gestrigen Mittwoch (19. Juli) als Ergebnis der Studie mit. Im Jahr 2022 waren es 0,56 offene Stellen.
Personalmangel: Arbeitsmarkt drei Mal so angespannt wie 2010
Bild: dpa

«Damit fällt es Betrieben zunehmend schwer, geeignete Arbeitskräfte zu rekrutieren», heißt es von den Nürnberger Arbeitsmarktforschern. Die Beschäftigung in Deutschland hätte um 1,8 Millionen Menschen mehr wachsen können, wenn das Verhältnis im Vergleich zu 2010 konstant geblieben wäre.

«Der Anstieg der Anspannung ist in erster Linie auf die Zunahme der offenen Stellen zurückzuführen, deren Bestand zwischen 2010 und 2022 um 139 Prozent auf rund zwei Millionen kletterte. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der arbeitsuchenden Personen um 28 Prozent auf rund vier Millionen», sagte Mario Bossler vom IAB-Forschungsbereich Arbeitsmarktprozesse und Institutionen.

Mit der Verknappung von Arbeitskräften gehen der Studie zufolge auch höhere Kosten für die Einstellung von Personal einher. «Eine Verdoppelung der Arbeitsmarktanspannung steigert die betrieblichen Einstellungskosten um durchschnittlich 13,7 Prozent, was auf eine geringere Zahl an Bewerbungen, eine verlängerte Dauer der Personalsuche sowie auf eine höhere Zahl an Suchkanälen zurückzuführen ist», sagte der IAB-Forscher Martin Popp.

Den Mangel bekommen auch die Zeitarbeitsfirmen zu spüren. In vielen Teilen Deutschlands herrsche mittlerweile Vollbeschäftigung, teilte der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) in Berlin mit. Fachkräfte hätten vielfältige Möglichkeiten bei der Auswahl ihres Arbeitgebers. «Trotz der sehr herausfordernden wirtschaftlichen Lage suchen Unternehmen weiterhin händeringend neues Personal». Von Januar bis Juni 2023 schrieben dem BAP-Job-Navigator zufolge über 532 000 Arbeitgeber deutschlandweit fast 7,3 Millionen Stellen öffentlich aus. Das entspreche einem Plus von mehr als elf Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 und bedeute einen neuen Allzeit-Höchststand.

(Text: dpa)

Inflationsausgleich endlich auch für Gebäudereiniger*innen?

"Das kann doch nicht sein. Nahezu in jeder Branche bekommen die Beschäftigten mittlerweile eine Inflationsausgleichsprämie, nur nicht in der Gebäudereinigung", empört sich Ulrike Laux. Sie ist im Bundesvorstand der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) für die Branche mit rund 700 000 Arbeitnehmer*innen zuständig. Bislang haben die Reinigungsfirmen alle vorgeschlagenen Termine abgelehnt.
Inflationsausgleich endlich auch für Gebäudereiniger*innen?
Bild: dpa

"Es ist ein schlechtes Signal an die Beschäftigten in der Branche, wenn sie nicht mit uns darüber verhandeln wollen. Das geht gar nicht!", sagt Laux. Sie fordert die Firmen auf, Termine zu nennen und endlich an den Verhandlungstisch zu kommen. Es geht um eine Inflationsausgleichsprämie für dieses Jahr. Vom Jahr 2024 an fordert die IG BAU für ihre Mitglieder eine Jahressonderzahlung, wie sie ebenfalls in anderen Branchen längst üblich ist.

Verschiedene Aktionen in ganz Deutschland vom 17. bis 19. Juli sollen Druck aufbauen. So wird es "aktive Frühstückspausen", "Betriebsrundgänge", Objektversammlungen, Kundgebungen und anderes mehr geben.

"Die Lebensmittelpreise sind nahezu explodiert, bei den Mieten sieht es nicht viel anders aus, von den Nebenkosten inklusive der Energiepreise wollen wir gar nicht erst sprechen. Der Gesetzgeber hat sich schon etwas dabei gedacht, als er die Auszahlung einer steuerfreien Inflationsausgleichsprämie möglich gemacht hat", erklärt Laux. Die Beschäftigten in der Gebäudereinigung bekämen doch mit, wenn sie bei den Kunden, ob am Flughafen, in der Industrie, im öffentlichen Dienst, in den Krankenhäusern oder in der Pflege, alles tipptopp in Schuss halten, dass es dort diese finanziellen Hilfen für die Arbeitnehmer*innen schon längst gibt.

"Alle müssen im Alltag über die Runden kommen, nichts Anderes gilt für die Reinigungskräfte. Während der Corona-Pandemie wurden sie noch beklatscht, als Sauberkeit und Hygiene ganz hoch im Kurs standen. Jetzt wäre die Zeit, sich erkenntlich zu zeigen. Denn die Gebäudereiniger*innen, die nicht gerade im Ruf stehen, Managergehälter zu bekommen, brauchen die finanzielle Unterstützung, und zwar jetzt!", sagt die Gewerkschafterin.

Das Gebäudereiniger-Handwerk ist mit knapp 23 Milliarden Euro Jahresumsatz ein gewaltiger Wirtschaftszweig und das beschäftigungsstärkste Handwerk in Deutschland.

(Text: IG Bauen-Agrar-Umwelt)

Arbeitgeber leiden unter Realitätsverlust

Katastrophaler Verhandlungsauftakt für die Beschäftigten der Sportartikel- und Schuhindustrie: IGBCE und Arbeitgeber haben die erste Tarifrunde am 11. Juli in Würzburg ohne Ergebnis beendet. 13.000 Beschäftigte arbeiten in der Branche, 8.000 allein bei dem börsennotierten Sportartikelhersteller Adidas.
Arbeitgeber leiden unter Realitätsverlust
Bild: dpa

„Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen“, betont IGBCE-Verhandlungsführer Frieder Weißenborn. Das Verhalten der Arbeitgeber sei inakzeptabel gewesen, denn sie wiesen die Forderung der IGBCE komplett zurück. „Das zeugt von Ignoranz und zeigt, dass sie unter Realitätsverlust leiden“, empört sich Weißenborn. Gleichzeitig legten die Arbeitgeber kein Angebot auf den Tisch, weder zum Entgelt, noch zur Inflationsausgleichsprämie.

Die Multibranchengewerkschaft IGBCE fordert in dieser Tarifrunde, dass die Entgelte der Beschäftigten um einen einheitlichen Festbetrag von 372 Euro steigen und die Ausbildungsvergütungen um 200 Euro für jedes Ausbildungsjahr erhöht werden sollen. Außerdem will sie die Zahlung des tariflichen Inflationsgeldes in Höhe von 3.000 Euro durchsetzen, das steuer- und abgabenfrei ausgezahlt werden kann.

„Trotz einiger kleinerer Probleme steht der DAX-Konzern Adidas wirtschaftlich solide da. An ihm orientieren wir uns, weil die große Mehrheit der Beschäftigten dort arbeitet”, erklärt Weißenborn und unterstreicht: „Unsere Forderungen sind absolut gerechtfertigt.“ Weißenborn betont: „Ab dem 1. August ist die Zeit abgelaufen, dann endet die Friedenspflicht. Wir werden uns durchsetzen – auch mit Arbeitskampf. Adidas gehört an den Verhandlungstisch und nicht in die zweite Reihe.“

Der Dax-Konzern Adidas stellt allein gut 8.000 Beschäftigte in dieser Tarifrunde, sowohl in der Zentrale in Herzogenaurach, als auch in den Logistikzentren in Bayern und im niedersächsischen Rieste sowie in den Adidas-Stores. Weitere Unternehmen, für die verhandelt wird, sind beispielsweise Puma, Lloyd oder Ara.

Ein Datum für die zweite Verhandlung steht noch nicht fest, da der Verband schon Probleme hatte seine Mitgliedsfirmen zur ersten Verhandlung zu bewegen.

(Text: IGBCE)

Tarifabschluss in der Keramik

Dauerhaft monatlich 300 Euro und einmalig 2000 Euro erhalten die 20.000 Beschäftigten in der feinkeramischen Industrie (West). Darauf haben sich am 13. Juli IGBCE und Keramik-Arbeitgeber in der dritten Tarifverhandlung in Kassel geeinigt.
Tarifabschluss in der Keramik
Bild: Adobe Stock

Die Vergütungen steigen in drei Stufen um insgesamt 300 Euro und die steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie wird in zwei Raten je 1000 Euro ausgezahlt.

„Wir haben ein umfangreiches und nachhaltig wirkendes Tarifpaket geschnürt, das unsere Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben deutlich entlastet“, betont IGBCE-Verhandlungsführerin Sabine Duckstein. „Vor allem die Beschäftigten in den unteren Entgeltgruppen, die durch die gewaltigen Preissteigerungen besonders belastet sind, profitieren davon, dass die Vergütungen um feste Beträge steigen. Das war uns sehr wichtig.“

Die Einigung im Detail:

1. August 2023: Die Entgelte steigen um 200 Euro.
in 2023: Die Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1000 Euro netto wird gezahlt.
1. Januar 2024: Die Entgelte steigen um 50 Euro.
1. August 2024: Die Entgelte steigen um 50 Euro.
in 2024: Die Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1000 Euro netto wird gezahlt.
1. Oktober 2023: Der Text des Entgeltrahmentarifvertrags tritt in Kraft.
1. Januar 2025: Die Tabelle des Entgeltrahmentarifvertrags tritt in Kraft.
24 Monate Laufzeit (1. August 2023 bis 31. Juli 2025)
In Unternehmen mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten kann die Zahlung der steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleichsprämie nach betrieblicher Vereinbarung reduziert werden. Wann genau die Prämie in 2023 und in 2024 gezahlt wird, entscheiden die Betriebsparteien.

Mit dem Inkrafttreten des Entgeltrahmentarifvertrags wird in den Entlohnungsstrukturen nun nicht mehr zwischen Löhnen (für Arbeiter*innen) und Gehältern (für Angestellte) unterschieden, sondern für alle Beschäftigten gelten die gleichen Bedingungen. Außerdem werden die Entgelte bundesweit angeglichen. Anstatt neun Entgelttabellen gibt es künftig nur noch eine. Das heißt auch, dass künftig für alle Beschäftigten in der feinkeramischen Industrie verhandelt wird und nicht mehr zwischen Ost und West unterschieden wird.

„Nach jahrelangen Diskussionen setzen wir jetzt mit dem Entgeltrahmentarifvertrag zeitgemäße und gerecht Vergütungsstrukturen durch“, so Duckstein. „Damit beenden wir endlich die bisher geltende Zwei-Klassengesellschaft in der feinkeramischen Industrie.“

Die Bandbreite in der feinkeramischen Industrie ist groß. Sie reicht von hoch technologisierten Weltmarktführern bis hin zu kleineren Betrieben, in denen stark handwerklich gearbeitet wird. Die Beschäftigten sind in den Sparten Porzellan, Sanitärkeramik und technische Keramik tätig. Technische Keramik findet zum Beispiel in der Medizintechnik oder im Automobilbau Anwendung. Regionale Schwerpunkte liegen in Bayern, in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und im Saarland.

(Text: IGBCE)

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