„Die Kolleginnen und Kollegen in Leiharbeit haben demnächst deutlich mehr Geld im Portemonnaie. Das haben sie sich verdient – und das ist angesichts der gestiegenen Preise auch dringend nötig“, sagt Juan-Carlos Rio Antas, Verhandlungsführer der IG Metall. „In den vergangenen Wochen sind Tausende Leihbeschäftgte für ihre Forderung auf die Straße gegangen. Gleichzeitig haben sich die Kolleginnen und Kollegen in den Entleihbetrieben gegenüber den Arbeitgebern der Metall- und Elektroindustrie für das Anliegen der Leihbeschäftigten stark gemacht. Der gemeinsame Druck von Stammbelegschaft und Leihbeschäftigten hat dieses Ergebnis möglich gemacht.“
Die Inflationsausgleichsprämie beträgt bis zu 2300 Euro und wird in monatlichen Raten ab Januar 2024 ausgezahlt: 300 Euro im Januar 2024, je 200 Euro von Februar bis November 2024. Das Geld erhält, wer mindestens fünf Monate bei seiner Leihfirma beschäftigt ist und mindestens einen Monat in einem Betrieb der Metall- und Elektroindustrie im Einsatz ist.
Eine Neuerung gibt es auch bei den Branchenzuschlägen, die bei Einsätzen in der Metall- und Elektroindustrie fällig werden: Ab 1. September 2023 greift die erste Stufe (plus 15 Prozent auf das Grundentgelt) bereits ab dem ersten Einsatztag. Bisher gab es diesen Zuschlag erst nach sechs Wochen.
Nachdem die IG Metall Ende 2022 eine Inflationsausgleichsprämie für die Stammbeschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie erreicht hatte, forderte sie die Zahlung auch für die Leihbeschäftigten der Branche. Doch die Verhandlungen gestalteten sich schwierig und zogen sich über ein halbes Jahr. Erst nachdem der Vorstand zu Beginn dieser Woche die Tarifverhandlungen für gescheitert erklärt hatte, kam Bewegung in die Sache. Der neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis Ende 2024.
(Text: IG Metall)
Pistorius hält es demnach für sinnvoller, junge Menschen für einen Freiwilligen-Wehrdienst zu gewinnen. Deshalb will er künftig mehr Möglichkeiten anbieten, kurzzeitig in die Bundeswehr hineinzuschnuppern. «Junge Frauen und Männer könnten für eine gewisse Zeit am Truppenalltag teilnehmen, quasi wie bei einem Praktikum, dabei die Abläufe und verschiedene Bereiche kennenlernen. So könnten wir das Interesse junger Menschen an einer Verpflichtung wecken», sagte Pistorius. Geprüft werde, unter welchen Bedingungen so etwas möglich sein könnte.
Auch andere Modelle der freiwilligen Nachwuchsrekrutierung hält Pistorius für diskussionswürdig. Dazu gehört für ihn auch die Aufnahme von EU-Bürgern in die deutsche Armee, wie es Frankreich und Spanien bereits ermöglichen. Auch die Aufnahme von in Deutschland geborenen Kindern von Migranten ohne deutschen Pass in die Bundeswehr schließt Pistorius nicht aus. Er sagte: «Prinzipiell ist für mich auch vorstellbar, dass jemand ohne deutschen Pass in die Bundeswehr kommt.» Er lehne es aber ab, dies mit der Aussicht auf die Staatsbürgerschaft zu verbinden.
(Text: dpa)
Beim Hochlauf seien wie branchenüblich Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer eingesetzt worden. «Diese Dienstleistung wird zukünftig weiterhin benötigt, jedoch in einem geringeren Umfang.» Eine Größenordnung gab das Unternehmen nicht an. Tesla werde aber auch weiterhin mit einer großen Anzahl Leiharbeiter weiterarbeiten.
Der US-Autobauer nahm in Grünheide bei Berlin auch Sonderschichten an Samstagen heraus. «Die außerplanmäßigen Sonderschichten für das zweite Quartal werden nicht benötigt, da wir unsere Produktionsziele auch ohne die zusätzliche Samstagsarbeit erreichen werden», teilte das Unternehmen auf Anfrage mit.
Das Portal «Business Insider» schrieb unter Verweis auf eine interne Mail, die Tesla-Fabrikleitung habe angekündigt, Sonderschichten im zweiten Quartal zu streichen. Außerdem solle es nur zweieinhalb statt drei reguläre Arbeitsschichten in der Fabrik geben. Insider hätten berichtet, dass in der Fabrik eine niedrige bis mittlere dreistellige Zahl an Leiharbeitern entlassen werden solle.
Die IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen bedauerte, dass weniger Leiharbeiter eingesetzt werden. «Jeder Stellenabbau ist schmerzlich - in der Autoindustrie genau wie in allen anderen Branchen», sagte Bezirksleiter Dirk Schulze. «Der Arbeitsdruck in der Fabrik in Grünheide ist ohnehin sehr hoch.»
Tesla stellt seit vergangenem März in Grünheide bei Berlin Elektroautos her. Das Ziel der ersten Ausbaustufe, 500 000 Autos pro Jahr zu produzieren, wurde bisher noch nicht erreicht. Tesla fertigt mit rund 10 000 Beschäftigten pro Woche etwa 5000 Fahrzeuge, das sind hochgerechnet 250 000 im Jahr. Das Unternehmen will das Werk ausbauen und die Kapazität auf eine Million Autos im Jahr verdoppeln. Naturschützer haben Bedenken gegen einen Ausbau, weil die Fabrik teils im Wasserschutzgebiet liegt.
(Text: dpa)
In der Anlage selbst sollen bis zum Jahr 2027 rund 2000 hoch qualifizierte Arbeitsplätze entstehen. Intel erwartet außerdem, dass indirekt mehrere Tausend weitere Jobs geschaffen werden, zusätzlich zu eventuellen Neueinstellungen bei Zulieferern.
In der Chip-Herstellung unterscheidet man zwischen Wafer-Fabriken sowie Halbleiter-Montage- und Testanlagen. In den Wafer-Fabriken entstehen große Silizium-Scheiben («Wafer»), auf denen sich die integrierten Schaltkreise befinden. Solche «Wafer-Fabs» betreibt Intel unter anderen in den USA, Irland und Israel. Auch in Magdeburg ist eine Wafer-Fab geplant. In einem Montage- und Test-Werk, wie es nun in Breslau geplant ist, werden die Chips aus dem Wafer herausgeschnitten, dann in eine Art Gehäuse mit den notwendigen Schnittstellen gepackt («Packaging») und schließlich getestet, bevor sie in Computern, Autos oder anderen Geräten verbaut werden.
Wie bei quasi allen neuen Chip-Fabriken weltweit war die Entscheidung für den Standort Breslau mit einer Subventionszusage durch den Staat verbunden. Wie hoch die Zuschüsse der polnischen Regierung ausfallen, teilte Intel nicht mit. Der zuständige polnische Digitalminister Janusz Cieszynski betonte, Investitionen wie diese, stärkten ganz Europa. Jüngste Krisen hätten gezeigt, dass lange Lieferketten plötzlich unterbrochen werden könnten. Die geplante Investition in Polen werde zusammen mit der bereits bestehenden Wafer-Fertigung in Leixlip (Irland) und der geplanten Wafer-Fab in Magdeburg dazu beitragen, eine einzigartige, durchgängige Wertschöpfungskette für die Halbleiterproduktion in Europa zu schaffen, betonte der Konzern.
Anders als in Polen gibt es in Deutschland eine politische Debatte um die Höhe der Subventionen aus dem Bundeshaushalt. Ursprünglich hatten sich Intel und der Bund auf 6,8 Milliarden Euro an Finanzhilfen für das Chipwerk in Magdeburg geeinigt. Nach einer zeitlichen Verzögerung des Baubeginns fordert der Konzern wegen gestiegener Kosten und des schlechteren Euro-Kurses nach Medienberichten mehr Staatshilfe. Zu Beginn der Planungen Anfang 2021 war von einem Investitionsvolumen von 17 Milliarden Euro in Magdeburg die Rede. Wegen steigender Bau- und Energiekosten könnte es jedoch teurer werden.
Bundeskanzler Olaf Scholz trifft an diesem Montag, 17. Juni, Intel-Chef Gelsinger. Berichte über eine grundsätzliche Einigung bestätigte die Bundesregierung am Freitag nicht. Man sei optimistisch, dass die Ansiedlung einer solchen Schlüsseltechnologie gelinge. Aus Regierungskreisen hieß es, Deutschland solle gestärkt werden als Mikroelektronik-Standort. «Natürlich muss der Rahmen hierfür passen, auch was die Förderhöhe betrifft.» Die Gespräche liefen noch.
Das «Handelsblatt» online hatte über eine grundsätzliche Einigung auf eine höhere Förderung berichtet. Demnach soll Intel rund 9,9 Milliarden Euro statt der bislang zugesagten 6,8 Milliarden Euro bekommen. Die Vereinbarung solle in den nächsten Tagen finalisiert und Anfang nächster Woche in Berlin unterzeichnet werden. Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatte mehr Geld aus dem Bundeshaushalt für Intel zuletzt abgelehnt. Die zusätzlichen Mittel sollen dem Vernehmen nach nun aus einem anderen Topf kommen.
In Kürze ist auch ein Treffen von Gelsinger mit Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) geplant.
Die Standortentscheidungen in Breslau und in Magdeburg stehen im Kontext mit den Bestrebungen der Europäischen Union, sich von China technologisch unabhängiger zu machen. Daher hat die EU grünes Licht für milliardenschwere Subventionen gegeben, große Anlagen von internationalen Chipherstellern in Europa anzusiedeln.
(Text: dpa)
«Die Drohung mit Schadenersatzforderungen durch Unternehmen ist natürlich eine Eskalation, aber wir müssen uns auch wehren», sagte der Geschäftsführer des bayerischen Verbandes Bernd Ohlmann am gestrigen Freitag (16. Juni). «Es gibt Unternehmen, die schon Millionenschäden haben durch die unserer Ansicht nach rechtswidrigen Warnstreiks.» Ohlmann zeigte sich überzeugt, dass andere Landesverbände nachziehen werden. Verdi wies die Drohung als substanzlos zurück.
Der Handelsverband Deutschland, der die Tarifverhandlungen für die Arbeitgeber auf Bundesebene koordiniert, betonte, die Warnstreiks seien in den Augen des Handels unzulässig. «Der Streik ist nur ganz ausnahmsweise ein erlaubter Vertragsbruch, wenn es um Forderungen geht, die die Tarifparteien im Wege des Tarifvertrags regeln können.»
Die Arbeitgeberverbände des Einzelhandels seien nach sorgfältiger Prüfung aber zu dem Schluss gekommen, dass die aktuellen Streikmaßnahmen im Einzelhandel diesen Anforderungen nicht genügten.
Der Verhandlungsführer von Verdi in den Tarifgesprächen zum Einzelhandel, Hubert Thiermeyer, betonte, das Schreiben habe «keinerlei Substanz, wir werden die Forderungen nicht anpassen.» In Nordrhein-Westfalen habe es bereits eine Klage zu dem Thema gegeben. «Dort hat das Arbeitsgericht zu unseren Gunsten entschieden.»
Eine Sprecherin des Handelsverbandes NRW erklärte, man teile im bevölkerungsreichsten Bundesland die Rechtsauffassung der bayerischen Kollegen. Dennoch werde man ihrem Schritt erst einmal nicht folgen.
(Text: dpa)
Die IG BAU und der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau trennten sich am Donnerstagabend (1. Juni) nach 10-stündiger Verhandlung in Frankfurt am Main – ohne sich auf eine mögliche dritte Verhandlungsrunde zu verständigen. "Die Fronten sind verhärtet. Die Situation ist festgefahren", sagt IG BAU-Verhandlungsführer Carsten Burckhardt.
Die Arbeitgeber hätten bei einer Laufzeit von zwei Jahren umgerechnet bis 2025 lediglich 3,75 Prozent Lohnzuwachs pro Jahr als Angebot vorgelegt, was einen erheblichen Reallohnverlust für die Beschäftigten bedeuten würde, so die Gewerkschaft. Die IG BAU dagegen fordert den "Inflationsausgleich plus X" für Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen der Branche.
Carsten Burckhardt kritisiert die Arbeitgeber scharf: "Von der Landschaftsplanerin über den Landschaftsgärtner bis zum Sportplatzbauer: Die grüne Branche mutet ihren Beschäftigten rote Zahlen auf dem Lohnkonto zu. Die Arbeitgeber sind nicht einmal bereit, die Inflation auszugleichen. Von einer Entschädigung für die harte Arbeit, die in der Branche geleistet wird, kann damit keine Rede sein. So hält und gewinnt man keine Fachkräfte."
Die Verhandlungen seien von einer "äußerst zähen Hartnäckigkeit der Arbeitgeber" geprägt gewesen. "Die Arbeitgeber haben versucht, die eigenen Erfolge und damit auch die Leistungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Garten- und Landschaftsbau schlechtzureden – und das nur, um geringere Lohnerhöhungen zu zahlen", so Carsten Burckhardt vom Bundesvorstand der IG BAU.
Die IG BAU werde nun in ihrem Branchen-Gremium, der Bundesfachgruppe Garten- und Landschaftsbau, entscheiden, ob sie zu einer dritten und letzten Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern bereit sei. Andernfalls werde sie das Scheitern der Verhandlungen erklären. Dann wären Tarifverhandlungen mit den zwölf Einzelverbänden im Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau auf Länderebene ein nächster Schritt.
(Text: dpa)
«Wir wollen vor allem da Kosten einsparen, wo es Redundanzen bei Entscheidungen gibt und dadurch Prozesse verzögert werden.» Unter anderem liege das an der Komplettübernahme der Streaming-Plattform Joyn mit 500 Mitarbeitern, sagte Habets. Durch die Integration komme es zu Doppelungen. Im Produktionsbereich des Unterhaltungsgeschäftes (Entertainment) seien keine Kosteneinsparungen geplant.
Beim letzten Stellenabbau 2019 waren einer Sprecherin zufolge insgesamt rund 120 Vollzeitstellen betroffen. Stand Ende März zählte der Fernsehkonzern 7385 Vollzeitstellen. Ende Mai hatte Habets im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX erläutert, dass vor allem in der zweiten Jahreshälfte Stellen gestrichen werden sollen. Derzeit liefen Gespräche mit dem Betriebsrat für den Umbau im Entertainment-Segment, die mit Abstand wichtigste Säule im Konzern.
Der Ex-RTL-Manager führt den Unterföhringer Konzern seit November 2022. Seit seinem Amtsantritt sind zwei andere Vorstandsmitglieder ausgeschieden. Neben Finanzchef Ralf Gierig, der Ende April nach Unstimmigkeiten bei der ProSiebenSat.1-Tochter Jochen Schweizer Mydays das Unternehmen verlassen hatte, wurde am Montag der Abschied von Programmchef Wolfgang Link bekannt gegeben. Habets übernimmt seine Aufgabenbereiche und verantwortet künftig das Herzstück Entertainment.
Mit Blick auf Joyn wiederholte Habets sein Ziel, die Streaming-Plattform zur zentralen crossmedialen Anlaufstelle für Zuschauer zu machen. Bislang zählt das werbefinanzierte Portal vier Millionen «unique user» (etwa «eindeutige Nutzer») im Monat. Innerhalb der kommenden zwei Jahre soll sich die Zahl verdoppeln. «Wir müssen es erst schaffen, dass die Leute Joyn mögen, bevor wir über Profitabilität nachdenken», sagte Habets.
(Text: dpa)
Konkreter Hintergrund der geplanten Schließung sind die Pläne zu strengeren Beschränkungen von Per- und polyfluorierten Chemikalien (PFAS). Diese Pläne resultieren aus der Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit der EU-Kommission. Demnach sollen PFAS umfassend beschränkt und in einer zu regulierenden Stoffgruppe zusammengefasst werden. Das würde zu einem weitreichenden Verbot der Produktion, des Vertriebs und der Nutzung von PFAS-Stoffen beziehungsweise Artikeln führen.
Wegen dieses Beschränkungsvorschlags hatte das US-Unternehmen 3M im Dezember 2022 den Ausstieg aus der PFAS-Produktion bekanntgegeben, von dem auch die 100prozentige Tochter Dyneon betroffen ist. Bis Ende 2025 soll die Anlage geschlossen und anschließend zurückgebaut werden. Einen Weiterverkauf von Fabrik, Patenten und Lizenzen lehnt der US-Konzern ab.
Etwa 700 Beschäftigte sind von der Werkschließung direkt betroffen und der gesamte Chemiepark könnte dadurch ins Wanken geraten. Etwa 4000 Beschäftigte arbeiteten direkt im Chemiepark, dazu kämen zahlreiche Arbeitsplätze im Umfeld bei Zulieferern und Dienstleistern. Insgesamt seien von der geplanten Schließung der Dyneon bis zu 10.000 Arbeitsplätze in Gefahr. Der Beirat betont in der Resolution: „Wir fordern die 3M auf, die Dyneon GmbH mit Lizenzen und Patenten zu verkaufen.“ Interessenten für eine Übernahme gebe es.
Die Dyneon produziert in Gendorf Fluorkunststoffe, die aufgrund ihrer besonderen Stoffeigenschaften in den Branchen der IGBCE sehr weit verbreitet sind. Sie besitzen besondere technische Eigenschaften, weshalb ihr Einsatz bisher meist alternativlos ist. Unter anderem werden sie für die Produktion von Batterien gebraucht, in der Energieerzeugung, zum Bau von Windrädern oder bei der Fertigung von Mikrochips.
Der Standort in Gendorf ist die einzige Fluorkunststoffproduktion in Deutschland. Die Dyneon ist für rund 30 Prozent des europäischen Produktionsvolumens verantwortlich und für einige Produktklassen der Fluorkunststoffe ist sie der einzige europäische Hersteller. „Ein Ende der Produktion in Gendorf würde der deutschen und europäischen Industrie eine ihrer wichtigsten Rohstoffquellen nehmen“, heißt es in der Resolution. Es drohten weitere fatale Abhängigkeiten und letztendlich auch schwere Verwerfungen in den Wertschöpfungsketten. Der Beirat fordert: „3M und die deutsche Politik müssen Verantwortung übernehmen. Für die Menschen im Bayrischen Chemiedreieck sowie die technologische Souveränität in Deutschland und Europa.“
(Text: IGBCE)
Für die Eröffnungsshow aus den USA angereist war der Urenkel des Firmengründers, William Clay Ford Junior, der vom «Beginn einer neuen Generation von sauberen Produktionsverfahren und Elektrofahrzeugen in Europa» schwärmte. Ford bleibe in Europa und investiere hier, betonte er.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) trat ebenfalls auf die Bühne und sagte über die Ford-Investition in der Domstadt: «Das ist ein unmissverständliches Bekenntnis zum Standort, zur Autoproduktion in Deutschland, zur E-Mobilität, zum Aufbruch.» Die Firmenentscheidung sei «ein großer Vertrauensbeweis gegenüber der gesamten Belegschaft von Ford in Köln». NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sagte, das neue Elektrofahrzeug-Zentrum sei «ein entscheidender Schritt» hin zur Klimaneutralität in Nordrhein-Westfalen.
Erleichtert zeigte sich auch Ford-Betriebsrat Benjamin Gruschka: «Wir dürfen die Zukunft einläuten, das gibt der Belegschaft Sicherheit.»
Das Werk ist zwar bereits eröffnet, bis zum Start der Serienproduktion des «Ford Explorer», so der Modellname des ersten Ford-Stromers aus Europa, dauert es aber noch: Die soll erst am Jahresende erfolgen. Davor laufen noch Vorarbeiten mit Prototypen, um einen reibungslosen Betrieb der Massenproduktion zu gewährleisten.
Ford ist unter Druck, der Autokonzern hat im europäischen Pkw-Geschäft an Boden verloren. Die Firma schwenkte erst spät auf den Elektrokurs ein. Unlängst gab das Management bekannt, Teile der Kölner Entwicklungsabteilung in die USA zu verlagern und Personal abzubauen. Am Standort Köln, wo Ford seit 1930 präsent ist, sollen von aktuell rund 14 000 Beschäftigten 2300 Stellen wegfallen. Die Elektroinvestitionen sollen aber verdeutlichen, dass der Standort auch künftig in dem US-Konzern eine wichtige Rolle spielen soll.
Der Jobabbau betrifft die Entwicklungsabteilung und die Verwaltung. Um die Produktion geht es nicht - dieser Bereich ist mit der Eröffnung der E-Auto-Fabrik gestärkt worden. Das Kölner Werk soll wesentlich dazu beitragen, dass Ford sein Ziel erreichen kann, den Verkauf von Verbrennermotoren-Autos bis 2030 in Europa einzustellen und umzusatteln auf Elektro.
Trotz der Milliardeninvestition bewerten Branchenexperten die Zukunft der Firma als Autobauer in Europa als schwierig. «Das Unternehmen ist als Pkw-Hersteller in Europa zu klein, um langfristig profitabel zu arbeiten und mit der Konkurrenz mithalten zu können», sagt Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research. Der Ford-Marktanteil im europäischen Pkw-Geschäft sei von 2013 bis 2023 von 7,4 auf 3,7 Prozent gesunken.
Die neue Kölner Elektrofabrik sieht Dudenhöffer als pragmatische Lösung für Ford, aber nicht als großen Befreiungsschlag. «Zwei Milliarden klingt viel, aber für so eine weitreichende Umstellung der Produktion ist das eine normale Investition.» Die Investitionen beziehen sich auf den Zeitraum 2021 bis Mitte 2024 - also bis zu dem Zeitpunkt, wenn nach dem Explorer planmäßig ein zweites Elektromodell in Köln vom Band rollt.
Am Kölner Ford-Standort liegen Vergangenheit und Zukunft nah beieinander. Denn während ein Teil des riesigen Werks bereit ist für das Stromer-Zeitalter, läuft in einem anderen Teil noch die Produktion des Kleinwagen-Klassikers Ford Fiesta. Noch. Denn für dieses Verbrennermotoren-Modell ist schon in wenigen Wochen Schluss - nach 47 Jahren und rund zehn Millionen verkauften Exemplaren zieht Ford den Stecker: Anfang Juli soll der letzte Ford Fiesta vom Band rollen.
(Text: Wolf von Dewitz, dpa)
Durch den zunehmenden Ausbau der digitalen Infrastruktur in allen Wirtschaftsbereichen steige in der Branche der Bedarf an qualifizierten Fachkräften, berichteten die Kofa-Experten. Bereits seit 2015 könnten in IT-Berufen rechnerisch nicht mehr alle Stellen mit qualifizierten Arbeitslosen besetzt werden. Während der Corona-Pandemie sei es zwar zu einem vorübergehenden Rückgang der Zahl an offenen Stellen gekommen. Doch schon seit 2021 steige die Zahl wieder deutlich.
Besonders groß ist der Studie zufolge der Mangel an Expertinnen und Experten mit einem Hochschulabschluss. Hier fehlten im vergangenen Jahr alleine fast 34 000 Fachkräfte. Für acht von zehn offenen Stellen auf diesem Qualifikationsniveau gab es laut Kofa keine passend qualifizierten Arbeitslosen.
Diese Lücke lasse sich kurz- bis mittelfristig auch nicht durch Studienabsolventinnen und -absolventen schließen, betonten die Kofa-Experten. Da die Zahl der Studierenden in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik in den ersten Hochschulsemestern in den vergangenen Jahren abgenommen habe, sei sogar mit einem weiteren Rückgang der Absolventenzahlen zu rechnen.
Ein Weg für die Unternehmen im Kampf gegen den Fachkräftemangel im IT-Bereich sei in dieser Situation die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland. Eine erfolgversprechende Strategie sei aber auch, Quereinsteigern aus anderen Berufsgruppen und Aufsteigern von niedrigeren Qualifikationsniveaus eine Chance zu geben.
(Text: dpa)