Ausländische Hilfskräfte in der «Prekaritätsfalle»

Durch die erleichterte Einreise von schlecht bezahlten Erntehelfern, Bauarbeitern und Pflegekräften droht nach Einschätzung von Wissenschaftlern eine «neue Unterschicht» in Deutschland. «Die Beschäftigung im Niedriglohnbereich ist für ausländische Arbeitskräfte oftmals eher eine Prekaritätsfalle als ein Sprungbrett», heißt es in einer Studie des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR), die am gestrigen Dienstag (6. Juni) veröffentlicht wurde.
Ausländische Hilfskräfte in der «Prekaritätsfalle»
Bild: dpa

Hintergrund ist unter anderem das Vorhaben der Bundesregierung, ausländischen Arbeitskräften unabhängig von ihrer Qualifikation eine achtmonatige Beschäftigung zu ermöglichen. Zudem reisen Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) derzeit durch Südamerika, um dort Pflegekräfte und Facharbeiter von einer Beschäftigung in Deutschland zu überzeugen.

Bestimmte Wirtschaftssektoren wie Bauwirtschaft, Landwirtschaft, der Nahrungsmittelsektor und die häusliche Pflege könnten ohne ausländische Arbeitskräfte nicht mehr existieren, erklärte der Leiter des SVR-Forschungsprojekts, der Politikwissenschaftler Holger Kolb. Deren Arbeitsbedingungen seien jedoch geprägt durch niedrige Entlohnung, überlange Arbeitszeiten und geringe Aufstiegsmöglichkeiten - vor allem weil die Rechte der Betroffenen zum Teil systematisch unterlaufen werden, wie es in der Studie heißt.

Kolb rät deshalb dazu, die ausländischen Arbeitskräfte verstärkt über ihre Rechte und mögliche Schutzmechanismen aufzuklären. Auch ein Verbandsklagerecht hält er für eine denkbare Möglichkeit - etwa um einem osteuropäischen Erntehelfern ohne Sprachkenntnisse eine rechtliche Auseinandersetzung mit einem landwirtschaftlichen Großbetrieb zu ersparen.

(Text: dpa)

Mehr Krankheitsausfälle im Job im ersten Quartal

Krankheitsausfälle im Job haben nach einer Auswertung der Techniker Krankenkasse auch zu Beginn dieses Jahres zugenommen. Von Januar bis Ende März war jede Erwerbsperson im Schnitt 5,31 Tage krankgeschrieben, wie die Kasse nach eigenen Versichertendaten ermittelte.
Mehr Krankheitsausfälle im Job im ersten Quartal
Bild: dpa

Im ersten Quartal 2022 waren es demnach noch 4,79 Tage gewesen. Besonders auffällig sei ein stetiger Anstieg bei Fehlzeiten wegen Erkältungsdiagnosen. Darauf entfielen nun im Schnitt 1,74 Tage nach 1,47 Tagen im ersten Quartal 2022.

Kassenchef Jens Baas sagte der Deutschen Presse-Agentur, bereits im vergangenen Jahr habe es überdurchschnittlich viele und auch starke Erkältungs- und Grippewellen gegeben. «Dieser Trend scheint sich fortgesetzt zu haben.» Krankschreibungen wegen Corona-Erkrankungen gingen dagegen im ersten Quartal 2023 zurück - daraus resultierten im Schnitt rechnerisch 0,107 Fehltage je Erwerbsperson.

Die Auswertung mit Stand von Mai basiert den Angaben zufolge auf Daten für rund 5,6 Millionen Erwerbstätige, die bei der Techniker Krankenkasse versichert sind.

(Text: dpa)

Lokführer-Gewerkschaft überrascht mit Plänen für Leiharbeitsfirma

GDL-Chef Claus Weselsky will mehr Lohn und weniger Arbeitszeit für Tausende Bahn-Beschäftigte erstreiten - und dann den Bahn-Unternehmen ihre Lokführer wegschnappen. In den anstehenden Tarifverhandlungen strebt die Lokführer-Gewerkschaft GDL monatlich 555 Euro als «allgemeine Entgelterhöhung» an, eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden für Schichtarbeiter ohne anteilige Lohnsenkung sowie 3000 Euro als Inflationsausgleichsprämie. Die Tarifverträge sollen eine Laufzeit von maximal zwölf Monaten haben, teilte Weselsky am 5. Juni in Berlin mit.
Lokführer-Gewerkschaft überrascht mit Plänen für Leiharbeitsfirma
Bild: Wolfgang Kumm/dpa

Für Überraschung aber sorgt vor allem eine weitere Ankündigung des Gewerkschaftschefs: Die GDL habe eine Genossenschaft gegründet, die mittelfristig als Leihfirma für Lokführer auftreten will. Kurzum: Die GDL will indirekt selbst zum Arbeitgeber werden und eine Berufsgruppe anstellen, bei der es bereits einen deutlichen Fachkräftemangel gibt - eine äußerst ungewöhnliche Konstellation. Zunächst soll diese Genossenschaft einen Tarifvertrag aushandeln - natürlich mit der GDL.

Weselsky begründet GDL-Forderungen mit Fachkräftemangel: Die Verhandlungen zwischen der GDL und der Deutschen Bahn werden nach Ablauf der Friedenspflicht Ende Oktober beginnen. Weil die Gewerkschaft zuvor aber bereits mit anderen Bahn-Unternehmen über Tariferhöhungen verhandeln wird, hat sie die Forderung bereits jetzt vorgestellt.

Konkret strebt die Gewerkschaft ein Gehaltsplus von 555 Euro an - kombiniert mit einer Absenkung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter wird daraus eine teure Forderung. Hinzu kommt die gewünschte Zahlung der steuerfreien Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten - also umgerechnet noch mal 250 Euro mehr pro Monat netto auf dem Konto.

Weselsky begründete die Forderungen vor allem mit dem Fachkräfte- und Nachwuchsmangel, der seiner Ansicht nach die Bahn-Branche ohne tiefgreifende Anpassungen hart treffen werde. «Wir haben Sorge dafür zu tragen, dass in unserem Bahn-System ausreichend Arbeitskräfte ankommen», sagte er.

Die EVG-Forderung und der Stand der Verhandlungen: Weselsky platzte mit seinem Auftritt mitten in die seit Ende Februar laufenden Tarifverhandlungen zwischen der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG und der Deutschen Bahn. Die EVG fordert dabei 650 Euro mehr pro Monat und bei den oberen Lohngruppen ein Plus von 12 Prozent. Die Bahn zeigt sich bisher bereit, prozentuale Erhöhungen zwischen 8 und 12 Prozent in Stufen zu zahlen, dazu 2850 Euro abgaben- und steuerfrei in ebenfalls zwei Schritten. Bei der Laufzeit sieht die Bahn 24 Monate vor - doppelt so viel wie die EVG.

GDL und EVG, zwei zerstrittene Konkurrenten: Vor einigen Wochen warf Weselsky der EVG und der Bahn vor, gemeinsame Sache zu machen, weil wegen der EVG-Warnstreiks im März und April der gesamte Fernverkehr eingestellt wurde. Die Reaktion der Bahn sei überzogen gewesen, meinte Weselsky. Vom Schulterschluss auf Arbeitnehmerseite kann in der Bahn-Branche keine Rede sein, stattdessen wird mit großem Einsatz um Einfluss gekämpft.

Grob gesagt ist die EVG bei der Deutschen Bahn die stärkere Arbeitnehmervertretung, bei den Privatbahnen dagegen die GDL. Untermauert wird das durch das Tarifeinheitsgesetz: Wenn in einem Unternehmen für dieselbe Mitarbeitergruppe mehrere Tarifverträge vorliegen, wird der Vertrag jener Gewerkschaft angewandt, die in einem Betrieb die meisten Mitglieder hat.

Bei der Deutschen Bahn werden derzeit gut 180 000 Beschäftigte gemäß des EVG-Tarifwerks bezahlt, die GDL-Verträge werden bei etwas weniger als 20 Betrieben mit gut 8000 Beschäftigten genutzt. Das heißt nicht, dass es bei der Deutschen Bahn nur 8000 GDL-Mitglieder gibt - sie ist aber in den meisten der 71 Betriebe, die das Tarifeinheitsgesetz betrifft, nicht stark genug vertreten.

Gewerkschaft bringt Leiharbeiterfirma auf den Weg: Weselsky will das Tarifeinheitsgesetz und auch die aus seiner Sicht unmoralischen Entscheidungen im DB-Vorstand mit einer Genossenschaft unterlaufen, bei der nur GDL-Mitglieder Genossenschaftsanteile erwerben können. Als Arbeitnehmer sollen dann Lokführer angestellt werden, die von der Genossenschaft an Bahn-Unternehmen verliehen werden. Das sei eine Kampfansage an den «roten Riesen», also die DB, sagte Weselsky. Er selbst sei bei der Genossenschaft «außen vor», er habe lediglich privat Genossenschaftsanteile gezeichnet.

«Die Menschen, die unsere Mitglieder sind, sind es leid, von einem Arbeitgeber drangsaliert zu werden, der sich selbst die Taschen vollstopft, unmoralisch durch dieses Leben geht und denjenigen, die die Wertschöpfung bringen, mitteilt, sie müssen Maß halten», sagte Weselsky. Ob die Genossenschaftsidee funktionieren kann, ist völlig offen. Letztlich müssten Lokführer bei der DB ihre sicheren Jobs kündigen und sich auf das Wagnis «Fair Train eG» einlassen, damit Weselskys Plan funktioniert.

Rauer Ton im Herbst bereits jetzt absehbar: Sicher ist: Weselsky wird spätestens bei den Tarifverhandlungen mit der DB im Herbst wieder mit harten Anschuldigungen gegen den bundeseigenen Konzern auffallen. Eine Kostprobe präsentierte er am Montag: Die Gewerkschaft sei nicht bereit, dass die fleißigen Bahn-Beschäftigten tagtäglich darunter zu leiden hätten, «dass ihre Führungskräfte, ihre Vorgesetzten, unfähig sind, Eisenbahnverkehr im Lande zu organisieren», sagte Weselsky.

«Weder Lokführer, noch Zugbegleiter, noch Bordgastronomen, noch Fahrdienstleiter oder Mitarbeiter in den Werkstätten können sich erlauben, so eine schlechte Leistung abzuliefern», legte Weselsky nach. «Sie sind Tag für Tag Beteiligte und bestrebt, dieses Eisenbahnsystem am Laufen zu halten. Ohne die würde die Eisenbahn nicht mehr fahren.»

Die Deutsche Bahn nahm die Forderungen der GDL nach eigener Aussage zur Kenntnis und wird diese «zu gegebener Zeit prüfen und bewerten». Mit der GDL werde im Herbst über neue Tarifverträge für etwa 10 000 DB-Beschäftigte verhandelt, sagte eine Bahn-Sprecherin. Im Fokus stünden aktuell die Verhandlungen um neue Tarifverträge mit der EVG, die für rund 180 000 DB-Beschäftigte Anwendung fänden.

(Text: Fabian Nitschmann und Jonathan Penschek, dpa)

GDL fordert mehr Geld und weniger Arbeitszeit

Die Lokführer-Gewerkschaft GDL strebt für die im Herbst beginnenden Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn neben einer deutlichen Lohnerhöhung auch eine Arbeitszeitverkürzung an. Zu den Kernforderungen gehören eine «allgemeine Entgelterhöhung» von 555 Euro, eine Erhöhung der Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent sowie eine Senkung der wöchentlichen Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter ohne anteilige Lohnabsenkung.
GDL fordert mehr Geld und weniger Arbeitszeit
Bild: dpa

Ebenso will die GDL eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro durchsetzen. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll maximal zwölf Monate betragen, wie die Gewerkschaft am gestrigen Montag (5. Juni) weiter mitteilte.

Die Forderung der GDL mit ihrem Bundesvorsitzenden Claus Weselsky platzt mitten in den laufenden Tarifkonflikt der Deutschen Bahn (DB) mit der weit größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG. Die mit der GDL konkurrierende EVG versucht seit Ende Februar, bei der Deutschen Bahn und Dutzenden weiteren Bahnunternehmen ein Gehaltsplus von 650 Euro pro Monat beziehungsweise 12 Prozent bei den oberen Lohngruppen auszuhandeln. Sie verhandelt dabei für rund 230 000 Beschäftigte, gut 180 000 davon arbeiten bei der Deutschen Bahn.

Der bundeseigene Konzern ist bisher bereit, prozentuale Erhöhungen zwischen 8 und 12 Prozent (je nach Einkommensgruppe) in zwei Stufen zu zahlen, dazu 2850 Euro Inflationsausgleichsprämie in ebenfalls zwei Schritten. Bei der Laufzeit sieht die Bahn 24 Monate vor - und damit doppelt so viel wie die Gewerkschaft.

Zwischen der DB und der GDL gilt noch bis Ende Oktober eine Friedenspflicht, erst danach geht es in die Auseinandersetzung - und womöglich in Warnstreiks. In den vergangenen Jahren ist die GDL bei Tarifverhandlungen stets recht hart aufgetreten und hat die Bahn ein ums andere Mal mit Warnstreiks unter Druck gesetzt.

Die Deutsche Bahn nahm die Forderungen der GDL nach eigener Aussage zur Kenntnis und wird diese «zu gegebener Zeit prüfen und bewerten». Mit der GDL werde im Herbst über neue Tarifverträge für etwa 10 000 DB-Beschäftigte verhandelt, sagte eine Bahn-Sprecherin. Im Fokus stünden aktuell die Verhandlungen um neue Tarifverträge mit der EVG, die für rund 180 000 DB-Beschäftigte Anwendung fänden.

Der bisher letzte Tarifkonflikt zwischen der GDL und der Deutschen Bahn wurde im September 2021 gelöst. Vereinbart wurden damals Tariferhöhungen von insgesamt 3,3 Prozent sowie Einmalzahlungen - mit Blick auf die deutlich gestiegene Inflation ist ein Abschluss in dieser Größenordnung dieses Mal völlig ausgeschlossen.

Die Gewerkschaft schaffte es damals allerdings auch, Tarifverträge für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Werkstätten und in der Verwaltung abzuschließen. Sie versucht auf diesem Weg, ihren Einfluss im DB-Konzern zu erhöhen, auch wenn die Tarifverträge nicht immer zur Anwendung kommen. Gestreikt wurde bei diesem Tarifkonflikt dreimal, die Ministerpräsidenten von Niedersachsen und Schleswig-Holstein, Stephan Weil (SPD) und Daniel Günther (CDU), vermittelten.

(Text: dpa)

Keine effektive Kontrolle vom 12-Euro-Mindestlohn

5,8 Millionen Jobs waren von der Erhöhung des Mindestlohns im vergangenen Oktober betroffen. Das hat das Statistische Bundesamt (Destatis) gestern (1. Juni) mitgeteilt. Damit lag rechnerisch mehr als jedes siebte Beschäftigungsverhältnis bis zur Mindestlohnerhöhung unterhalb des Stundenlohns von 12 Euro. Dazu erklärt der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, IG BAU-Chef Robert Feiger, der auch Mitglied der Mindestlohnkommission ist:
Keine effektive Kontrolle vom 12-Euro-Mindestlohn
Bild: dpa-Zentralbild

Die Ampel-Koalition hat mit der Erhöhung des Mindestlohns für einen enormen "sozialen Lohndruck" nach oben gesorgt.

Entscheidend ist allerdings, ob der höhere Mindestlohn auch tatsächlich bei den Beschäftigten ankommt. Denn: Längst nicht überall wird das Lohnlimit eingehalten. Im Gegenteil: Mindestlohnbetrug und Mindestlohntrickserei sind an der Tagesordnung. Fest steht: Nur ein kontrollierter Mindestlohn ist auch ein gezahlter Mindestlohn. Und nur ein kontrollierter Mindestlohn ist ein erfolgreicher Mindestlohn. Das gilt für den gesetzlichen Mindestlohn genauso wie für die Branchen-Mindestlöhne, die etwa auf dem Bau oder in der Gebäudereinigung gelten.

Die Zahl der Mindestlohn-Kontrollen ist viel zu niedrig. Das Risiko für Mindestlohnbetrüger, erwischt zu werden, ist dadurch viel zu gering. So müssen Arbeitgeber nach einer Auswertung des Pestel-Instituts in Hannover auf Baustellen beispielsweise nur etwa alle 20 Jahre mit einer Kontrolle rechnen. In der Gebäudereinigung kommt es statistisch nur alle 15 Jahre zu einer Kontrolle.

Es ist deshalb notwendig, das Prüfrisiko für schwarze Schafe unter den Arbeitgebern zu erhöhen. Deswegen muss die Zahl der Kontrolleure bei der zuständigen Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Zolls (FKS) deutlich aufgestockt werden: von derzeit 8000 auf 16 000 Beamte. Hier ist also eine Verdopplung notwendig.

Mit den vorhandenen Personal-Kapazitäten kann eine effektive Mindestlohnkontrolle nicht klappen. Erst recht nicht bei 5,8 Millionen zusätzlichen Jobs, in denen seit vergangenen Oktober der gesetzliche Mindestlohn gezahlt werden muss.

Darüber hinaus brauchen wir ein Melderegister, in dem Mindestlohnverstöße erfasst werden: Es ist ein zentrales Register notwendig, in dem jede Firma landet, die sich nicht an die Regeln hält. Solche Betriebe müssen dann für eine längere Zeit von Aufträgen der öffentlichen Hand rigoros ausgeschlossen werden.

(Text: Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt)

ver.di erreicht Einigung mit DRK

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) haben sich in der zweiten Tarifverhandlungsrunde auf ein Paket aus Inflationsausgleichszahlung und Entgelterhöhung für die rund 50.000 Beschäftigten im Bereich des DRK-Reformtarifvertrages geeinigt.
ver.di erreicht Einigung mit DRK
Bild: Hannes P. Albert/dpa

„Die Beschäftigten haben in den vergangenen Wochen Druck gemacht und so dazu beigetragen, dass das Deutsche Rote Kreuz schnell einen Vorschlag unterbreitet hat. Die Verhandlungen waren auf Augenhöhe“, sagte Sylvia Bühler, ver.di-Bundesvorstandsmitglied. Auch wenn nicht alle Forderungen durchgesetzt werden konnten, hat sich die ver.di-Tarifkommission einstimmig dafür ausgesprochen, das Verhandlungsergebnis anzunehmen. Jetzt werden die ver.di-Mitglieder bis zum 12. Juni dazu befragt. Die Tarifkommission muss bis zum 15. Juni abschließend entscheiden, ob sie der Einigung zustimmt. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll 26 Monate bis zum 31. Mai 2025 betragen.

Das Ergebnis sieht zum 1. August 2023 eine steuer- und abgabenfreie Einmalzahlung von 1.200 Euro vor, Krankenhäuser zahlen diese in maximal fünf Raten bis Ende dieses Jahres. Von September 2023 bis einschließlich Mai 2024 werden zudem monatlich jeweils 200 Euro netto ausgezahlt, Teilzeitbeschäftigte erhalten die Zahlungen anteilig. Ab Juni 2024 ist eine lineare Entgelterhöhung von 200 Euro plus 6 Prozent vorgesehen. Außerdem sollen die Zulagen, unter anderem für die Praxisanleitung im Rettungsdienst, im Krankenhaus und in der Pflege sowie Pflegezulagen, um 12 Prozent steigen. Für Auszubildende, Schüler*innen und Praktikant*innen soll die Inflationsausgleichszahlung zum 1. August 600 Euro betragen, Krankenhäuser zahlen diese in maximal fünf Raten bis Ende dieses Jahres. Ab dem 1. September dieses Jahres erhalten Auszubildende, Schüler*innen und Praktikant*innen für neun Monate 130 Euro monatlich netto zusätzlich. Die Entgelterhöhung ab dem 1. Juni 2024 ist für sie monatlich in Höhe von 160 Euro vorgesehen.

Für Auszubildende haben ver.di und das DRK außerdem bei einer sofortigen Übernahme im selben Betrieb eine Eingruppierung in Stufe 3 vereinbart. Das entspricht für Notfallsanitäter*innen circa 150 Euro und für Gesundheits- und Krankenpfleger*innen circa 180 Euro mehr pro Monat als bisher beim Berufseinstieg. „Dieser Punkt war uns besonders wichtig, denn wir brauchen gut ausgebildetes Personal in allen Bereichen und das DRK hat offenbar erkannt, dass es Fachkräfte so am besten halten kann“, betonte Bühler.

(Text: ver.di)

Deutschland fehlen fast 310.000 Arbeitskräfte im MINT-Bereich

Der „MINT-Frühjahrsreport“ zeigt, dass die Fachkräftelücke im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) trotz konjunkturellerAbkühlung auf hohem Niveau bleibt. Die MINT-Fachkräftelücke erreicht im April 2023 mit insgesamt 308.400 einen der höchsten Werte für den Monat April.
Deutschland fehlen fast 310.000 Arbeitskräfte im MINT-Bereich
Bild: dpa

Differenziert man die MINT-Fachkräftelücke nach MINT-Bereichen, so zeigen sich die größten Engpässe in den Energie-/Elektroberufen mit 88.600, in den Berufen der Maschinen- und Fahrzeugtechnik mit 56.600 und in den IT-Berufen mit 50.600. An vierter Stelle folgen die Bauberufe mit 40.000. In den kommenden Jahren dürften die Engpässe an MINT-Kräften weiter steigen, denn die Unternehmen erwarten steigende Bedarfe an MINT-Kräften, um z. B. die Herausforderungen von Klimaschutz und Digitalisierung zu meistern. Zugleich führt der demografische Wandel zu steigenden Ersatzbedarfen, während die Studienanfängerzahlen und auch die Anzahl an MINT-Auszubildenen gesunken sind.

Prof. Dr. Axel Plünnecke, Leiter Themencluster Bildung, Innovation und Migration am Institut der deutschen Wirtschaft Köln: „Die MINT-Lücke wäre heute noch dramatisch höher, wenn in den letzten zehn Jahren nicht erste Erfolge zur MINT-Fachkräftesicherung bei Frauen, Älteren und Zuwanderern erreicht worden wären. Der Frauenanteil in MINT-Berufen hat von 13,8 Prozent Ende 2012 auf16,0 Prozent im September 2022 zugenommen. Die MINT-Beschäftigung von Personen im Alter ab 63 Jahren ist in den letzten zehn Jahren stark gestiegen und hat damit einen hohen Anteil zur MINT-Fachkräftesicherung beigetragen. Unter ausländischen Arbeitskräften ist die Beschäftigungsdynamik besonders groß – ohne Erfolge bei der Zuwanderung würden rund 385.700 MINT-Fachkräfte zusätzlich fehlen.“

Indra Hadeler, Geschäftsführerin Bildung und Internationale Beziehungen des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall: „Den erneuten Anstieg der Fachkräftelücke in den Energie- und Elektroberufen um 6.100 Personen im Vergleich zum Vorjahr müssen wir als ein deutliches Alarmsignal verstehen. Um die Energiewende stemmen zu können, sind wir dringend auf mehr Fachkräfte aus diesemBereich angewiesen. Das gilt für sämtliche Qualifikationsniveaus, vom Facharbeiter bis zum Spezialisten. Die Metall- und Elektroindustrie ist eine der Schlüsselindustrien in den Bereichen Zukunftstechnologie und Innovation. Für das Erreichen der großen Nachhaltigkeitsziele ist die M+E-Industrie mit zuletzt rund 100,7 Milliarden Investitionsaufwendungen also ein wichtiger Weichensteller für Deutschland. Um den Anschluss nicht zu verlieren, müssen die zukünftigen Fachkräfte jetzt für MINT-Fächer begeistert werden. Das bedeutet, dass wir insbesondere bei der MINT-Förderung jetzt nicht nachlassen dürfen, so dass die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der deutschen M+E- Industrie nicht gefährdet sind."

Christina Ramb, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der BDA: „MINT-Berufe sind für unsere Wettbewerbsfähigkeit und damit für den Wohlstand Deutschlands von zentraler Bedeutung. Um sie zu stärken, bedarf es einer gemeinsamen Kraftanstrengung und Kommunikation. Lehrkräfte, Eltern und Wirtschaft müssen klar machen: MINT-Berufe sind für Zukunftsfragen, wie z. B. die Transformation unserer Wirtschaft hin zur Klimaneutralität oder für eine nachhaltige Energieversorgung, essenziell. Wir brauchen möglichst viele MINT-Fachkräfte. Dafür gibt es verschiedene Hebel: Frauen für MINT begeistern,Auszubildende und Studierende in der anspruchsvollen MINT-Ausbildung begleiten, damit sie durchhalten, ältere Beschäftigte länger im Beruf halten und Zuwanderung bewerben und ermöglichen. Dazu brauchen wir vereinfachte Verfahren und eine ausgeprägte Willkommenskultur in Betrieben und Gesellschaft. Denn schon heute wäre die MINT-Fachkräftelücke ohne ausländische Beschäftigte deutlich höher.“

Prof. Dr. Christoph Meinel, Vorstandsvorsitzender von MINT Zukunft schaffen: „Die Attraktivität des MINT-Unterrichts an Schulen muss zwingend gesteigert werden, da diese eine entscheidende Rolle spielt, um sowohl den Anteil der Mädchen in MINT-Fächern zu erhöhen als auch die Anzahl MINT-affiner Schulabgänger zu steigern. Dies zeigt sich deutlich in der Praxis bei Schulen, die ein MINT-Siegel tragen. Ein verstärkter Fokus auf die MINT-Bildung sowie der konsequente Einsatz digitaler Technologien in Bildungseinrichtungen - sowohl im Unterricht als auch in der Organisation - bereitet Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf zukünftige Herausforderungen vor und sichert so die Grundlage für Deutschlands Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit.“

Edith Wolf und Dr. Ekkehard Winter, Vorstände des Nationalen MINT Forums: „Die immens hohe MINT-Fachkräftelücke in Höhe von 308.400 Personen ist ein alarmierendes Signal. Sie zeigt deutlich: Die Bedeutung der MINT-Bildung muss in der Politik höhere Priorität erhalten. Dazu sollte die Förderung der MINT-Aktionspläne mit längerfristigenPerspektiven versehen und die Gelder für die stetige MINT-Förderung fest im Budget des Ministeriums für Bildung und Forschung verankert werden. Darüber hinaus braucht es nicht nur die vertikale Kooperation zwischen den einzelnen Akteuren der Bildungskette, sondern auch die horizontale Kooperation zwischen den einzelnen politischen Ressorts, da die MINT-Fachkräftelücke nicht allein über Maßnahmen der Bildungspolitik geschlossen werden kann.“

Über den MINT-Report: Der MINT-Report wird zweimal jährlich vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln erstellt. Die Studie entsteht im Auftrag folgender Mitglieder desNationalen MINT Forums: Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Arbeitgeberverband Gesamtmetall und MINT Zukunft schaffen.

(Text: Gesamtmetall | Gesamtverband der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie e.V.)

Ist Deutschland noch wettbewerbsfähig?

„Die Bevölkerung hat erhebliche Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Mit Blick auf technische Innovationen ist es um Deutschland offensichtlich schlecht bestellt“, so VDI-Direktor Adrian Willig zu dem Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Bevölkerungsbefragung* des VDI, durchgeführt von der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH.
Ist Deutschland noch wettbewerbsfähig?
Bild: dpa

Willig hält es für äußerst bedenklich, dass nur 9 % der Meinung sind, Deutschland sei aktuell bei der Entwicklung neuer Technologien sehr wettbewerbsfähig. Insgesamt hält nur eine knappe Mehrheit (54,2 %) Deutschland zumindest für eher wettbewerbsfähig. „Das heißt, die deutsche Bevölkerung hat geringes Vertrauen in die Wettbewerbsfähigkeit des Landes“, so Willig.

Alarmierend ist die Perspektive der Befragten auf den Automobilsektor als wesentliche Schlüsselindustrie des Landes. Mehr als die Hälfte der Befragten (55 %) glaubt nicht daran, dass auch in 10 oder 15 Jahren noch die besten Autos der Welt aus Deutschland kommen. VDI-Direktor Willig führt weiter aus: „Vor dem Hintergrund der strukturellen Bedeutung der Automobilindustrie für das deutsche Innovationssystem ist das ein alarmierendes Signal.“

Zukunftsstandort Deutschland - Bevölkerung zeigt sich verunsichert: Auf die Frage, ob Deutschland auch 2035 noch zu den führenden Innovationsstandorten der Welt gehört, antworten nur 13 % der Befragten mit „Ja“. Hinsichtlich der Zukunftsaussichten bestehen offensichtlich erhebliche Unsicherheiten bei den Deutschen. Nur gut jede/r Zehnte ist sich sicher, dass Deutschland 2035 eine führende Rolle in der Welt spielen wird.

Willig betont, dass die VDI-Umfrage nicht nur negative Zukunftsbilder ergeben habe. „Die Bevölkerung sieht die Stärken Deutschlands vor allem bei traditionellen Werten einer Industrie „Made in Germany“.“ Zwei von drei Deutschen halten hier entwickelte Technologien außerdem für besonders nachhaltig. „Aber Deutschland ist zu langsam“, ordnet Adrian Willig ein. Nur 23 % meinen, Deutschland entwickle Technologien besonders schnell und bringe diese zügig auf den Markt. Hierzulande entwickelte Technologien hält die Hälfte (54 %) für besonders innovativ und neuartig.

Dr. Robert Peters, Zukunftsforscher und Politikberater beim VDI/VDE Innovation + Technik GmbH, verantwortlich für die Erstellung der Befragung ergänzt: „Die schlechte Nachricht für die Bundesregierung ist: In den Augen der Bevölkerung tut sie bislang nicht genug zur Stärkung von Innovation und für die Sicherung von Wohlstand. Die gute Nachricht ist aber: Wenn der Staat dazu beiträgt, dass Wirtschaft und Gesellschaft auf einen technologieoffenen Transformationspfad einschwenken, haben Regierung und Parlament die Bevölkerung an ihrer Seite.“

Innovative Technologie generiert Wohlstand: VDI-Präsident Prof. Dr. Lutz Eckstein zu den Ergebnissen der Umfrage: „Zunächst ist festzuhalten, dass sich die Befragten der großen Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft steht, durchaus bewusst sind. Die Investitionen großer deutscher Unternehmen in andere Wirtschaftsräumen wie z.B. die USA oder China und die Verlagerung von Technologieentwicklung und Produktion ins Ausland sind ein klares Signal dafür, dass gleich mehrere Standortfaktoren in Deutschland nicht mehr stimmen: die Energieversorgung ist mit Unsicherheiten behaftet, die Energiekosten um Faktor 5 höher im Vergleich zu konkurrierenden Wirtschaftsräumen, der Fachkräftemangel nimmt zu und die Genehmigungsprozesse sind in vielen Bereichen zu langwierig.“

Die repräsentative Befragung zeigt erfreulicherweise, dass die Bevölkerung erkannt hat, wie wichtig technologische Innovationen für unseren Wohlstand, aber auch für unsere Gesellschaft in Summe sind, so Eckstein weiter. „Und hier kommen wir Ingenieure und Ingenieurinnen ins Spiel – denn wir entwickeln die dringend notwendigen technischen Innovationen, die in vielfältigen Produkten und effizienten Prozessen und Produktionsverfahren münden.“

Herausforderungen sind globaler Natur – und bergen Chancen: „Uns muss aber auch bewusst sein, dass die aktuellen Herausforderungen globaler Natur sind und nicht mittels eines Sprints in wenigen Jahren, sondern über einen Zeitraum von Jahrzehnten zu lösen sind – vergleichbar mit einem Marathon, bei dem man fit an den Start gehen und sich die Kräfte gut einteilen sollte. Die Chance für unseren Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort liegt darin, die global notwendigen Technologien zur Erzeugung nachhaltiger Energieträger, zur Speicherung sowie zum Transport und schließlich zur Wandlung in Kraft und Wärme nicht nur zu entwickeln und zu produzieren, sondern auch dorthin zu exportieren, wo sie mindestens so notwendig sind, wie hier in Deutschland“, so der VDI-Präsident.

Der VDI gestaltet Zukunft – unabhängig und langfristig: Angesichts der großen Zeitkonstante dieser Transformation einerseits und der daran gemessen kurzfristigen Taktung von weiten Teilen der Politik und börsennotierter Unternehmen kommt einer völlig unabhängigen Organisation wie dem VDI eine besondere Rolle und Verantwortung zu: die Zukunft unseres Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts mit einer langfristigen Perspektive entscheidend mitzugestalten.

„Wir beobachten in unserer Gesellschaft in zunehmendem Maße eine polarisierende, zuweilen viel zu wenig faktenbasierte Diskussion, die viel Energie und Engagement in Reibungswärme wandelt. Davon wollen wir wegkommen, indem wir ein positives Zielbild unseres Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts entwickeln und hinsichtlich der Wege, wie wir dort hinkommen, offen sind. Wir arbeiten mit alternativen Szenarien und lassen alle Technologien und Perspektiven zu – aber jeder der Lösungswege ist technisch fundiert und tragfähig“, so Eckstein. „In dieser Rolle des „unabhängigen strategischen Zukunftsgestalters“ machen wir auch junge Menschen auf die gestalterische Aufgabe der vielfältigen Ingenieursdisziplinen aufmerksam und laden dazu ein, diesen zukunftsprägenden Beruf zu ergreifen“, führt er aus.

(Text: VDI e.V.)

Auftragsflaute am Bau hält an

Die Flaute am Bau hat sich auch im März fortgesetzt. Im Vergleich zum Februar erholten sich die Aufträge zwar um 0,9 Prozent, wenn Preissteigerungen sowie Saison- und Kalendereinflüsse herausgerechnet werden, wie das Statistische Bundesamt am 25. Mai berichtete.
Auftragsflaute am Bau hält an
Bild: pixabay

Im Vergleich zum Vorjahresmonat kamen aber real rund 20,1 Prozent weniger Aufträge rein. Nur die deutlich gestiegenen Baupreise sorgten dafür, dass der nominale Wert der neuen Aufträge nur 7,9 Prozent unter dem Vorjahreswert lag.

Auf der Erlösseite erzielten die Unternehmen des Bauhauptgewerbes im März mit rund 9 Milliarden Euro 5,7 Prozent mehr Umsatz als ein Jahr zuvor. Auch hier spielen die starken Preissteigerungen eine Rolle: Preisbereinigt ergibt sich ein um 8,2 Prozent geschrumpftes Geschäft. Auch im ersten Quartal insgesamt ergab sich ein realer Rückgang um 8,2 Prozent.

Branchenverbände führten die Zahlen auf den Einbruch im Wohnungsbau zurück. Hier sei das Auftragsvolumen im ersten Quartal real um mehr als ein Drittel geschrumpft, berichtete der Zentralverband des Baugewerbes. Seit einem halben Jahr habe man vom Auftragsbestand gezehrt. Nun brauche es eine deutliche Zinsstütze etwa durch KfW-Kredite sowie ein «temporäres Aussetzen der überzogenen energetischen Anforderungen», sagte Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa. Der Hauptverband der Bauindustrie verwies auf sinkende Eigenkapitalquoten und zurückgehende Investitionen bei den Betrieben.

(Text: dpa)

Ärzte kommunaler Kliniken erhalten 8,8 Prozent mehr

Nach langem Tauziehen gibt es für die rund 60 000 Ärztinnen und Ärzte kommunaler Kliniken eine Tarifeinigung: Sie erhalten 8,8 Prozent mehr Gehalt und eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichszahlung von 2500 Euro. Darauf haben sich die Ärztegewerkschaft Marburger Bund und die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) in der fünften Verhandlungsrunde geeinigt, wie beide Organisationen am Dienstagabend (23. Mai) mitteilten.
Ärzte kommunaler Kliniken erhalten 8,8 Prozent mehr
Bild: dpa

Zunächst gibt es ab diesem Juli 4,8 Prozent mehr Lohn und ab 1. April 2024 weitere 4 Prozent. Die Inflationszahlung erfolgt ebenfalls in zwei Tranchen: zunächst 1250 Euro in diesem Juli/August, dann noch einmal in selber Höhe im kommenden Januar. Die Laufzeit der Vereinbarung beträgt 18 Monate.

Der Marburger Bund zeigte sich stolz auf das Gehaltsplus noch in diesem Jahr: «Dagegen haben sich die Arbeitgeber lange gewehrt und eine lineare Erhöhung auf das nächste Jahr verschieben wollen. Auf der Habenseite verbuchen wir auch die vergleichsweise kurze Laufzeit bis zum 30. Juni 2024, die uns in die Lage versetzt, danach wieder über wesentliche Regelungen des Tarifvertrages zu verhandeln», erklärte Verhandlungsführer Christian Twardy.

Auch die VKA hob hervor, dass die Bezahlung «deutlich attraktiver» wird. «Die Kehrseite ist, dass der Tarifabschluss die Krankenhäuser rund 672 Millionen Euro kostet - und dies in Zeiten einer äußerst angespannten Finanzlage bei den kommunalen Krankenhäusern», sagte Verhandlungsführer Wolfgang Heyl. «Die dauerhafte volle Refinanzierung der hohen Personalkostenzuwächse im Jahr 2024 durch den Gesetzgeber ist daher essenziell!»

In den letzten Wochen hatten Tausende Ärzte kommunaler Krankenhäuser mit Arbeitsniederlegungen und Demonstrationen den Einigungsdruck erhöht. Um die medizinische Versorgung sicherzustellen, wurden dabei Vereinbarungen für Notdienste mit den Krankenhäusern getroffen.

(Text: dpa)

Social Media


Besuchen Sie uns auf:
Facebook
Google Plus
Twitter

Kontakt

  • Zentrale: +49 (0) 2381 915-194
  • EMail

Sonstiges