Den Beamtinnen und Beamten, Richterinnen und Richtern sowie den Soldatinnen und Soldaten soll dem Gesetzentwurf zufolge ab dem 01. März 2024 ein Sockelbetrag in Höhe von 200 Euro gezahlt werden. Die angehobene Besoldung wird dann zusätzlich um 5,3 Prozent erhöht. Hierbei wird ein Abzug für die Versorgungsrücklage in Höhe von 0,2 Prozentpunkten berücksichtigt, was die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) wiederholt kritisiert hat.
„Wir freuen uns, dass auch die Beamtinnen und Beamten des Bundes sowie die Versorgungsempfängerinnen und Versorgungsempfänger – wie von uns gefordert – vom Tarifabschluss profitieren sollen. Die Übertragung des Tarifergebnisses bedeutet letztlich, dass alle Besoldungsgruppen ab März 2024 monatlich mindestens 340 Euro mehr erhalten. Lediglich in der Erfahrungsstufe 1 der Besoldungsgruppe A3 werden es 337 Euro sein“, betont die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle.
Ebenfalls Gegenstand des Besoldungs- und Versorgungsanpassungsgesetzes wird die Regelung zur Zahlung einer steuerfreien Inflationsausgleichsprämie in Höhe von insgesamt 3000 Euro in mehreren Tranchen. Für den Monat Juni 2023 ist eine Zahlung in Höhe von 1.240 Euro geplant sowie für die Monate Juli 2023 bis Februar 2024 monatlich jeweils 220 Euro.
„Wir begrüßen, dass die Prämie sowohl an Besoldungs- wie auch Versorgungsempfängerinnen und Versorgungsempfänger steuerfrei ausgezahlt werden soll. Für Versorgungsempfängerinnen und Versorgungsempfänger wird hinsichtlich der Höhe der individuelle Ruhegehaltsatz angesetzt. Wir erwarten vom Bund, dass jetzt so schnell wie möglich damit begonnen wird, Abschlagszahlungen zu leisten, damit vor allem für die Beschäftigten in den unteren Besoldungsgruppen zügig die Inflationsfolgen abgefedert werden“, so Behle.
Der Bundestag wird sich nach der parlamentarischen Sommerpause vermutlich nicht vor Ende September mit dem Gesetzentwurf befassen.
(Text: ver.di)
Erste Auswirkungen sind auch in Deutschland bereits zu spüren, da die Hollywoodstars Ryan Gosling und Margot Robbie am Samstag (15. Juli) einem PR-Termin zum «Barbie»-Film in Berlin fernblieben. Von den Stars kamen Solidaritätsbekundungen für ihre vielen deutlich schlechter bezahlten Kolleginnen und Kollegen. Bei einer Premiere des «Barbie»-Films in London sagte Robbie Medienberichten zufolge, sie unterstütze «alle Gewerkschaften nachdrücklich». Direktorin Greta Gerwig sagte, sie «möchte wirklich, dass sie stark bleiben und ihren Kampf gewinnen.»
Erwartet wurde, dass sich in den USA nun zahlreiche Schauspieler im Laufe des Tages zu den Drehbuchautorinnen und -autoren gesellen, die schon seit Anfang Mai mit Schildern und Sprechchören etwa in Los Angeles und New York streiken. Der Darsteller-Streik war am 13. Juli offiziell beschlossen worden, nachdem trotz wochenlanger Verhandlungen keine Einigung mit dem Verband der TV- und Filmstudios AMPTP erzielt werden konnte.
Der deutsche Bundesverband Schauspiel unterstützt den Schauspielerstreik. «Von uns bekommen sie volle Solidarität. In der deutschen Branche haben wir dieselben Probleme», sagte das Vorstandsmitglied Hans-Werner Meyer der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Die Lage sei in der deutschen Schauspielbranche jedoch noch nicht so zugespitzt. Derzeit gebe es noch auf allen Ebenen Verhandlungen. «Wir sind noch nicht an dem Punkt, dass wir streiken müssten.» Der Verband vertritt nach eigenen Angaben die berufsständischen sowie die gewerkschaftlichen Interessen der Schauspielerinnen und Schauspieler in Deutschland.
Nach Einschätzung von US-Medien können nun kaum noch Filme und Serien gedreht werden. Mit wenigen Ausnahmen müssten nun alle Dreharbeiten mit Schauspielerinnen und Schauspielern vor der Kamera eingestellt werden, hieß es von der SAG-AFTRA. Zudem dürfen die Gewerkschaftsmitglieder eben auch keine Arbeit hinter der Kamera übernehmen, wie etwa Synchronsprecharbeiten, oder ihre Filme und Serien durch Werbeauftritte und Interviews bewerben. Die Gewerkschaft kündigte an, diese Bedingungen streng kontrollieren zu wollen.
Es wird noch dauern, bis Kinobesucherinnen und Kinobesucher die Auswirkungen der Streiks bemerken, da die meisten Blockbuster für dieses Jahr bereits abgedreht sind. Doch im TV-Bereich dürfte sich die Wirkung schneller entfalten. Schon der Streik der Drehbuchautorinnen und -autoren hatte der Branche zugesetzt: In den Vereinigten Staaten werden bereit Wiederholungen von Late-Night-Shows ausgestrahlt und eine große Zahl der Fernseh- und Filmproduktionen hat die Arbeit eingestellt oder unterbrochen. Wenn sich der Doppelstreik gegebenenfalls Monate hinzieht, könnten sich neue Staffeln populärer Sendungen verzögern.
Auch die deutsche Gewerkschaft sei fähig, in den Arbeitskampf zu gehen, unterstrich Vorstandsmitglied Meyer. «Auch in Deutschland steigt die Unzufriedenheit mit den Gehältern.» Das habe multiple Ursachen: Einerseits spürten auch die hiesigen Schauspielerinnen und Schauspieler die Inflation. Und andererseits stünden nicht nur viele Streamingdienste massiv unter Druck. «Die Öffentlich-Rechtlichen sparen beim Fernsehen und produzieren stattdessen für die Mediathek», sagte Meyer.
Ebenso wie die US-Schauspielgewerkschaft kritisiert Meyer die bislang fehlende Regulierung Künstlicher Intelligenz (KI). Das verweigerten die Studios bislang. «Das betrifft unser aller Zukunft und birgt am meisten Konfliktpotenzial», sagt Meyer. Das Problem sei, dass KI mit urheberrechtlich geschütztem Material gefüttert werde, für das die Kreativen keine Vergütung erhielten. Im Umkehrschluss mache das die Urheber überflüssig, so Meyer. Auf dem Markt gebe es bereits Software, die etwa Synchron- oder Hörbuchstimmen imitieren könne. «Wie sehr das Schauspielerinnen und Schauspieler betreffen wird, ist noch unklar, aber die Sorge ist ganz real.»
(Text: dpa)
Ein Vestas-Sprecher nannte die Einigung eine wirtschaftlich vertretbare und wettbewerbsfähige Lösung, «die darauf abzielt, den Forderungen der IG Metall Rechnung zu tragen, ohne die finanzielle Solidität von Vestas Deutschland zu gefährden».
Der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich, sagte: «Nach einer harten Auseinandersetzung und schwierigen Verhandlungen haben wir ein Paket erreicht, das für die Beschäftigten im Service und die Auszubildenden ein Entgeltsystem nach Tarif und für alle Beschäftigten Entgelterhöhungen, Inflationsausgleichsprämien sowie Altersteilzeit nach Tarif sichert.» Nach Angaben der IG Metall wird das Entgeltsystem zum 1. Januar 2024 eingeführt.
«Für alle Beschäftigten erhöhen sich die Entgelte zum 1. Januar 2024 um 5,4 Prozent», heißt es weiter. «Zum 1. Januar 2025 sollen dann die Entgeltsteigerungen der Tarifrunde 2024 der Metall- und Elektroindustrie übernommen werden.» Zudem gebe es eine Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 2750 Euro.
Bei Vestas Deutschland arbeiten nach Angaben der IG Metall rund 1700 Menschen, davon 700 als Monteure. Die Gewerkschaft beklagt seit langem, dass zwar viele Zulieferer wie Maschinenbauer dem Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie unterliegen. Bei Herstellern und im Servicebereich habe sich die Windbranche aber verbindlichen tariflichen Regeln bisher weitgehend verweigert.
(Text: dpa)
«Die Verdi-Tarifkommission hat dem Tarifergebnis zugestimmt; damit tritt der Tarifvertrag in Kraft», teilte die Gewerkschaft am 11. Juli mit. «Ohne den Druck und die hohe Streikbereitschaft unserer Mitglieder hätten wir dieses Ziel nicht erreichen können», sagte deren Verhandlungsführer Peter Bremme.
Nach Verdi-Angaben erhalten die Beschäftigten ab Juli 5,1 Prozent mehr Geld und ab September 2024 weitere 4,3 Prozent mehr. Zusätzlich gibt es in diesem und im nächsten Jahr Inflationsausgleichsprämien von jeweils 1500 Euro. Die Laufzeit beträgt 24 Monate.
Die Tüv-Nord-Personalvorständin und Arbeitsdirektorin Astrid Petersen äußerte sich erleichtert über den Ausgang der Tarifrunde. «Mit diesem höchsten Abschluss in der gesamten Branche erreichen wir spürbare Gehaltsverbesserungen für unsere Mitarbeitenden und erhalten zugleich den Spielraum für Investitionen in die Zukunft unseres Unternehmens.»
(Text: dpa)
Der Plan stelle «einen radikalen Systemwechsel dar und wird weitreichende gesellschaftliche, organisatorische und personelle Folgen haben», heißt es in der Stellungnahme, über die «Süddeutsche Zeitung» zuerst berichtete und die der Deutschen Presse-Agentur am Freitag, 7. Juli, vorlag.
Den Plänen zufolge sollen die fast 700 000 Arbeitslosen im Alter von unter 25 Jahren künftig ins Sozialgesetzbuch III und damit zu den Arbeitsagenturen wechseln. Bisher werden sie von den Jobcentern betreut auf der Grundlage des Sozialgesetzbuches II. Der Hintergrund: Die Leistungen aus dem SGB II sind steuerfinanziert und müssen aus Steuermitteln beglichen werden. Werden die jungen Leuten von den Arbeitsagenturen betreut, kommt die beitragsfinanzierte Arbeitslosenversicherung, nicht aber der Bundeshaushalt dafür auf.
Die Menschen aus dem bisherigen Modell herauszunehmen, durchbreche die absolut sinnvolle ganzheitliche Betreuung der Bedarfsgemeinschaften und der Familien durch die Jobcenter vor Ort, heißt es in dem Brief, der vom Bundesnetzwerk Jobcenter stammt. Unterzeichnet wurde er stellvertretend von zehn Leitern von Jobcentern. Der Sprecher des Netzwerkes, Stefan Graaf, sagte der «Süddeutschen Zeitung»: «Wir können dann nicht mehr die ganze Familie betreuen, obwohl wir die Verhältnisse von Eltern und Kindern in der Regel kennen. Es wird hier etwas ohne Not auseinandergerissen und auf zwei Behörden verteilt.»
Die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), sagte der Zeitung, ihre Behörde sei von dem Vorhaben überrascht worden. Die BA werde es prüfen. Das Arbeitsministerium sagte auf Anfrage der Zeitung, die Pläne verfolgten das Ziel, den jungen Menschen die Arbeitsförderung einheitlich und aus einer Hand anzubieten. Man nehme den Umbau auch vor mit Blick auf die für 2025 geplante Einführung der Kindergrundsicherung, nach der viele junge Menschen Kindergrundsicherung statt Bürgergeld vom Jobcenter beziehen sollen.
(Text: dpa)
«Für viele Bewerberinnen und Bewerber sind die Unabhängigkeit und die relativ freie Arbeitsgestaltung im Richterberuf nach wie vor wichtige Pluspunkte, die für den Weg zur Justiz sprechen», sagte der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbundes, Sven Rebehn, der Deutschen Presse-Agentur.
In den vergangenen fünf Jahren wurden nach den Angaben der Länder rund 6750 Juristinnen und Juristen neu eingestellt. An der Spitze lag das bevölkerungsreichste Nordrhein-Westfalen mit 1588 Menschen. Nach den Umfrageergebnissen gab es in den vergangenen fünf Jahren auch in Bundesländern, die jedes Jahr vergleichsweise viele Interessenten für die Justiz gewinnen müssen, durchgängig mindestens zwei Bewerber oder Bewerberinnen auf eine Stelle, in Niedersachsen war das Verhältnis demnach sogar vier zu eins.
Für das Jahr 2022 verzeichnete das Justizministerium in Hannover beispielsweise 381 Bewerbungen, besetzt wurden 108 Stellen. Berlin gibt laut Richterzeitung in der Umfrage ein Verhältnis von drei zu eins an. 2022 seien in der Hauptstadt 62 Richterinnen und Staatsanwälte eingestellt worden - beworben hatten sich 163 Juristen.
«Bislang gelingt es in allen Bundesländern noch, gut qualifizierten Nachwuchs für die Rechtsprechung zu gewinnen und verfügbare Stellen zügig zu besetzen», meinte Rebehn. Die Justiz müsse aber «wettbewerbsfähig und attraktiv für die besten Köpfe» bleiben. Mit Blick auf Spitzengehälter in Unternehmen und Kanzleien sei eine gute Bezahlung wichtig, betonte er. «Auch die EU hat mit Blick auf die Pensionierungswelle in ihrem Rechtsstaatlichkeitsbericht 2023 für Deutschland erneut angemahnt, die Richterbesoldung auf ein angemessenes Niveau anzuheben.»
Wegen der anstehenden Pensionierungen steht die Justiz vor einem personellen Umbruch. Insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern und in Berlin steige die Zahl der Ruheständler ab diesem Jahr deutlich an, so Rebehn. Ein weiteres Problem ist, dass Strafgerichte und Staatsanwaltschaften schon jetzt oft dünn besetzt sind - die Anforderungen aber wachsen. Aus Sicht des Richterbundes müssen deshalb mehr Stellen geschaffen werden. Derzeit fehlten in diesem Bereich bundesweit etwa 1000 Juristen.
Genug Interesse an der Tätigkeit scheint es zu geben: In den vergangenen fünf Jahren ist laut Umfrage die Zahl der bestandenen erforderlichen zweiten Staatsprüfungen in den meisten Ländern gestiegen oder stabil geblieben - lediglich in Berlin und Brandenburg war das nicht der Fall. Einen besonders starken Anstieg gab es demnach in Mecklenburg-Vorpommern, wo sich die Zahl der abgeschlossenen Referendariate mit 101 fast verdreifacht (2018: 37) hat. In Sachsen-Anhalt hat sie sich laut Ministerium fast verdoppelt (2022: 102; 2018: 55).
Probleme gibt es allerdings laut Justizverwaltungen, Stellen jenseits des Richter- oder Staatsanwaltsberufs zu besetzen. Um genügend Menschen für den Servicebereich zu haben, stellen die Länder demnach vermehrt Quereinsteiger ein, setzen die Notenanforderungen herab und locken mit einer höheren Bezahlung oder flexibleren Arbeitszeiten.
(Text: dpa)
Der vmf hatte eine Erhöhung des Stundenlohns in der Tätigkeitsgruppe 1 über alle Berufsjahre von 2,50 Euro gefordert, angeboten wurden 50 bis 90 Cent. Damit können die gestiegenen Lebenshaltungskosten definitiv nicht kompensiert werden. Dies trifft insbesondere die jungen Berufsangehörigen, die damit im Niedriglohnbereich hängen bleiben. ZFA gehören seit 2019 zu den Engpassberufen und liegen in der aktuellen Fachkräfteengpassanalyse der Agentur für Arbeit auf Platz 1 zusammen mit den Pflegefachkräften.
Das Angebot der Arbeitgeberseite ist ein Schlag ins Gesicht aller ZFA. Ständig hören wir, dass sie im Praxisalltag und für die zahnmedizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten, sowie die Mundgesundheit in Deutschland unverzichtbar sind. Nun wird uns ein maximales Einstiegsgehalt von 2.310 Euro brutto und somit ein Stundenlohn von 13,67 € vorgeschlagen. Wer entscheidet sich bei der gegenwärtigen Fachkräftesituation dann noch für diesen Beruf?
Wir fordern die Arbeitgeberseite auf, ihr Angebot zu überdenken. Der aktuelle Vergütungstarifvertrag befindet sich in der Nachwirkung und behält seine Gültigkeit. Ein neuer Verhandlungstermin wurde für den 5. Oktober 2023 vereinbart, sofern bis dahin ein verbessertes Angebot vorgelegt wird."
(Text: Verband medizinischer Fachberufe e.V.)
Zur Unterstützung waren Kolleg*innen von anderen Goodyear-Standorten, von anderen Betrieben aus der Region und Vertreter*innen aus der Politik gekommen: Die Landtagsabgeordneten Sabine Waschke (SPD) und Sylvia Brünnel (Bündnis 90/Die Grünen), der Landrat des Landkreises Fulda, Bernd Woide, und der Oberbürgermeister von Fulda, Heiko Wingenfeld.
Mit Trillerpfeifen und Buhrufen machen die Versammelten ihrem Ärger Luft. Bereits im Jahr 2019 hatte Goodyear in Fulda 450 Arbeitsplätze gestrichen, verbunden mit dem Versprechen, massiv in den Standort zu investieren. „Wir haben daran geglaubt und darauf vertraut, dass unser Werk für die nächsten Jahrzehnte gesichert ist“, rief die Betriebsratsvorsitzende Ines Sauer den Anwesenden zu. Jetzt schon wieder Arbeitsplätze abzubauen – das wolle sie nicht hinnehmen. „Das wird kein Hundertmeterlauf, sondern ein Marathon. Jeder einzelne Arbeitsplatz ist es wert, dass wir uns mit allen Mitteln wehren. Wir lassen ein Sterben in Raten unseres Standorts nicht zu!“
Anne Weinschenk, Konzernbetreuerin und Bezirksleiterin Mittelhessen der Kautschukgewerkschaft IGBCE, erinnerte an die Vereinbarung von 2019. „Die Kolleg*innen haben die Investitionen genutzt, um aus Fulda ein produktives Werk zu machen. Und das ist es immer noch.“ Völlig unverständlich sei, dass das Unternehmen noch zwei Monate vor Bekanntgabe des Arbeitsplatzabbaus den Beschäftigten gute Zahlen präsentiert habe. Sie kritisierte, dass das Unternehmen nun mit einer angeblich schlechten wirtschaftlichen Lage argumentiert, um einen Sozialplan, der schlechter wäre als 2019, durchzusetzen. Und dass gleichzeitig der CEO von Goodyear Richard Kramer im Jahr 17 Millionen Dollar verdient. „Uns ist unverständlich, warum dieser Arbeitsplatzabbau nötig sein soll. Wir sind nicht bereit, uns über Abfindungen zu unterhalten, so lange uns nicht plausibel erklärt wird, was dahinter steckt. Und vor allem auch, wie die Zukunft aussieht für diejenigen, die hier bleiben sollen. Stellt euch auf lange, lange, zähe Auseinandersetzungen ein!“
(Text: IGBCE)
Die Unternehmen der IT- und Telekommunikation beurteilen ihre Geschäftslage insgesamt als gut, wie Erhebungen von Bitkom und ifo Institut weiterhin zeigen. Der von beiden Organisationen gemeinsam erstellte Digitalindex lag im Juni bei 12,1 Punkten und hebt sich damit deutlich von der Gesamtwirtschaft ab, die laut ifo mit -6,6 Punkten erneut im Minus liegt. Wintergerst: „Die Unternehmen der Bitkom-Branche stehen stabil in einem schwierigen Umfeld und blicken optimistisch in die Zukunft. Die Politik sollte diese positive Dynamik verstärken und den Unternehmen mehr Freiräume für Innovationen und mehr Planungssicherheit geben.“ Es brauche quer durch alle Branchen und in der öffentlichen Verwaltung eine massive Erhöhung der Investitionen in digitale Technologien und parallel mehr Schutz im Cyberraum. Die Unternehmen der Digitalwirtschaft gehen hier voran und werden ihrerseits auch 2023 größtenteils nicht an Investitionen sparen. Nachdem bereits im Vorjahr 33 Prozent der ITK-Unternehmen ihre Investitionen angehoben haben, sind es in diesem Jahr 36 Prozent. 49 Prozent halten das Niveau des Vorjahres, 15 Prozent fahren ihre Investitionen zurück. Investitionsschwerpunkt ist Software.
Bitkom-Branche schafft Arbeitsplätze: Die Bitkom-Branche bleibt ein Job-Motor und schafft in diesem Jahr in Deutschland rund 12.000 neue Jobs. Bis Ende 2024 kommen voraussichtlich noch einmal rund 39.000 weitere Arbeitsplätze hinzu. Insgesamt hat die Branche in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren mehr als eine halbe Million zusätzliche Jobs geschaffen: von rund 806.000 Arbeitsplätzen in 2004 auf voraussichtlich 1,35 Millionen in 2024. „Das Job-Wachstum würde noch sehr viel stärker ausfallen, wenn ausreichend Fachkräfte zur Verfügung stünden“, beschreibt Wintergerst eines der drängendsten Probleme der Branche. Zuletzt gab es in Deutschland 137.000 offene Stellen für IT-Fachkräfte. Wintergerst: „Der Fachkräftemangel wird sich in den kommenden Jahren drastisch verschärfen, wenn nicht konsequent gegengesteuert wird - mit einem bedarfsorientierten Einwanderungsrecht und einer digitalen Bildungsoffensive.“
Software wächst stark – KI-Plattformen legen um 41 Prozent zu: Das größte Wachstum kann die Informationstechnik verbuchen. Mit IT werden 2023 nach aktueller Prognose 143,6 Milliarden Euro umgesetzt. Das entspricht einem Plus von 3 Prozent. Am stärksten wachsen die Umsätze mit Software (41,5 Milliarden Euro; +9,6 Prozent). Besonders stark wachsen dabei die Geschäfte mit Software für die Systeminfrastruktur von Unternehmen (+9 Prozent auf 9,2 Milliarden Euro), darunter insbesondere Sicherheits-Software (+18,3 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro). Plattformen für die Entwicklung, das Testen und die Bereitstellung von Software wachsen um 11,5 Prozent auf 10,9 Milliarden Euro. Künstliche Intelligenz spielt innerhalb dieses Segments mit einem herausragenden Wachstum um 40,8 Prozent auf eine Milliarde Euro eine immer wichtigere Rolle. Mit Kollaborations-Tools, also Anwendungen zur Zusammenarbeit und zum mobilen Arbeiten werden mittlerweile 1,4 Milliarden Euro umgesetzt (+15,4 Prozent). Die Umsätze mit IT-Dienstleistungen steigen 2023 um 5,3 Prozent auf 49,4 Milliarden Euro. Dieses Geschäft ist zumeist langfristig angelegt und wird weniger stark von Konjunkturschwankungen beeinflusst.
Hardware geht nach starken Corona-Jahren auf Schrumpfkurs: Die IT-Hardware ist nach drei Jahren starken Wachstums dagegen mit einem Minus von 3,6 Prozent rückläufig, die Umsätze liegen in diesem Jahr voraussichtlich bei 52,6 Milliarden Euro. Wachstum gibt es vor allem im Bereich Infrastructure-as-Service, also bei gemieteten Servern, Netzwerk- und Speicherkapazitäten. Noch ist dieses Untersegment mit einem Volumen von 4,7 Milliarden Euro vergleichsweise klein, allerdings dürften sich Wachstumsraten wie in diesem Jahr (+26,3 Prozent) fortsetzen. Die gestiegene Gefahr durch Cyberangriffe sorgt für eine wachsende Nachfrage bei Sicherheitstechnologien, dieses Segment soll 2023 Jahr um 6,6 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro wachsen. Rückläufig sind dagegen nach starken Zuwächsen während der Corona-Pandemie erneut die Ausgaben etwa für mobile PCs (-15,3 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro) sowie Desktop PCs (-14,4 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro). Tablets verzeichnen mit einem Minus von 18,8 Prozent den stärksten Umsatzrückgang und liegen jetzt bei einem Umsatz von 2,1 Milliarden Euro. „Mit Beginn der corona-bedingten Einschränkungen haben Unternehmen und Privathaushalte massiv in Geräte investiert. Der aktuelle Knick ist die erwartbare Folge des steilen Wachstums der Vorjahre“, ordnet Wintergerst das Minus bei Endgeräten ein. „2024 sollte sich der Endgerätemarkt erholen und wir rechnen dann wieder mit einem leichten Wachstum.“
Telekommunikation unter dem Strich stabil: Der Markt für Telekommunikation wird in diesem Jahr nur minimal wachsen (+0,4 Prozent auf 69,6 Milliarden Euro Umsatz). Mit Telekommunikationsdiensten werden nach Bitkom-Berechnungen 50 Milliarden Euro umgesetzt, das entspricht einem leichten Plus von 1 Prozent. Auch die Investitionen in die Telekommunikations-Infrastruktur steigen, plus 3 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro sind angekündigt. Der Dämpfer kommt in der Telekommunikation ebenso wie in der IT von den Endgeräten: Das Endgeräte-Geschäft schrumpft voraussichtlich um 4 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro. Besonders erfreut zeigte sich Bitkom-Präsident Wintergerst, dass die Netzbetreiber weiter massiv in den Ausbau von Glasfaser und 5G-Netzen investieren. „Die Politik muss dafür sorgen, dass die Investitionen noch schneller vor Ort ankommen, z.B. durch die Verschlankung und Digitalisierung der Verwaltungsverfahren.“ Allein bis ein Bauantrag genehmigt ist, vergehen nach Bitkom-Angaben in Deutschland bis zu 14 Monate. Wintergerst: „Der lang erwartete Pakt für Beschleunigung von Bund und Ländern ist überfällig. Die Bürokratie ist aktuell der größte Bremsklotz für das digitale Deutschland.“
Unterhaltungselektronik weiterhin unter Druck: Die Unterhaltungselektronik hat seit Jahren mit Umsatzrückgängen zu kämpfen, lediglich im Corona-Jahr 2020 gab es mit einem Plus von 6,3 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro eine Verschnaufpause im deutschen Markt. Für 2023 geht die Prognose von einem Minus von 2,0 Prozent sowie einem Umsatzvolumen von 8,1 Milliarden Euro aus. „Die Unterhaltungselektronik steht unter Druck. Während der Corona-Pandemie haben die Menschen ihre Häuser und Wohnungen technisch aufgerüstet, aktuell ist der Markt weitgehend saturiert“, betont Wintergerst. So entfällt ein großer Teil (39 Prozent) des Marktvolumens auf TV-Geräte, die nur in längerfristigen Intervallen ersetzt werden. Zuwächse gibt es derzeit vor allem bei Spielkonsolen, wo es im vergangenen Jahr aufgrund gestörter Lieferketten und des Chipmangels zu einem Auftragsstau gekommen war. Im ersten Quartal 2023 wurde hier ein Wachstum von 133 Prozent verzeichnet. Daneben stechen in der Unterhaltungselektronik vor allem Kopfhörer, Headsets sowie Bluetooth-Lautsprecher positiv hervor.
USA investieren bei weitem am stärksten in digitale Technologien: Weltweit werden die Umsätze mit IT und Telekommunikation 2023 voraussichtlich um 4,0 Prozent auf 4,67 Billionen Euro steigen. Dabei bauen die USA ihre schon in der Vergangenheit dominante Stellung mit einem überdurchschnittlichen Plus von 4,4 Prozent weiter aus. 37,5 Prozent der Investitionen und weiterer Ausgaben für IT und Telekommunikation kommen aus den USA. Auf Rang zwei liegt China mit einem Anteil von 11,6 Prozent, dahinter folgt Japan mit 4,9 Prozent. Deutschland liegt mit 4,0 Prozent Anteil an den globalen ITK-Umsätzen auf Rang 5, seit kurzem hinter Großbritannien (4,3 Prozent).
Anlässlich dieser Zahlen appelliert Wintergerst an die Bundesregierung, mehr für digitale Technologien und Deutschlands digitale Wettbewerbsfähigkeit zu tun. Digitale Technologien seien für Deutschlands Wohlstand und zur Bewältigung der großen Herausforderungen wie Dekarbonisierung oder demografischem Wandel entscheidend. „Deutschland und Europa müssen eigene digitale Kernkompetenzen aufbauen und Innovationen vorantreiben. Mehr digitale Souveränität lautet das Ziel.“ Dazu brauche es massive Investitionen in Forschung und Entwicklung, Offenheit gegenüber Neuem und den unbedingten Willen, bei Innovationen ganz vorn mitzuspielen. Parallel müsse die Cybersicherheit gestärkt werden. „Mit dem russischen Angriffskrieg hat die Bedrohung durch Cyberattacken für Wirtschaft und staatliche Stellen nochmals stark zugenommen“, so Wintergerst. „Die Sicherheit im Cyberraum gehört ganz oben auf die Agenda.“
(Text: Bitkom)
Die Vereinbarung regelt den Angaben zufolge auch den Austausch mit den Arbeitnehmervertretern neu. Bei strategischen Themen solle eine intensivere Beteiligung etabliert werden. Vor Standortentscheidungen sollen künftig die Betriebsräte einbezogen werden und Alternativen einbringen können. Diese Regelung sind in einem Zukunftstarifvertrag festgehalten. Damit sichere man die Zukunftsfähigkeit der deutschen Mobility-Standorte langfristig, hieß es.
Der Gesamtbetriebsratschef der Zuliefersparte, Frank Sell, zeigte sich mit der Einigung zufrieden: «Wir sind mit einem umfangreichen Verhandlungspaket gestartet und haben in allen Punkten sehr gute gemeinsame Ergebnisse erzielt», wird er in der Mitteilung zitiert. Die Mitarbeiter der Sparte könnten sich zunächst auf einen sicheren Arbeitsplatz freuen. «Noch wichtiger ist: Die Betriebsräte werden nun frühzeitig in strategische und wirtschaftliche Planungen eingebunden, zum Beispiel hinsichtlich der Ansiedelung von Zukunftsprodukten».
Eines dieser Zukunftsprodukte könnte Wasserstoff sein. Nach früheren Angaben von Sell liegt eine Hoffnung der Bosch-Belegschaft auf diesem Thema. In einem nächsten Schritt sollen nun konkrete Zielbilder für die einzelnen Standorte formuliert werden.
Von der Unternehmensseite wurde die Einigung als Meilenstein gelobt. Bosch-Arbeitsdirektor Stefan Grosch sagte: «Wir freuen uns, dass wir bei diesem komplexen Thema ein für alle Seiten tragfähiges Ergebnis erzielt haben.» Der Mobilitätswandel verändere das Geschäft von Bosch stark. «Für uns gilt es, leistungs- und wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies schaffen wir nur, wenn alle an einem Strang ziehen und Verantwortung übernehmen», sagte Grosch.
Die Bosch-Beschäftigten in Deutschland bangen bereits länger um ihre Jobs. Der Grund dafür sind zahlreiche Transformationsprozesse. Neben dem Wandel hin zu E-Mobilität werden bei dem Automobilzulieferer auch die Entwicklung von Software und automatisierter Fahrfunktionen immer wichtiger. Viele Bosch-Arbeitsplätze hängen aber noch vom klassischen Geschäft mit dem Verbrennungsmotor ab.
Außerdem zeichnet sich in der Branche ein Trend ab, die Produktion für Elektromobilität in Osteuropa anzusiedeln. Wegen eines geplanten Bosch-Werks in Tschechien hatte Gesamtbetriebsratschef Sell gemeinsam mit anderen Arbeitnehmervertretern im Februar gut 17 000 Mitarbeiter an neun deutschen Standorten zu einer Sonderbetriebsversammlung zusammengetrommelt. In einem für Bosch ungewöhnlichen Schritt war er anschließend vor die Presse getreten und hatte Gespräche gefordert.
Die Zulieferersparte ist der größte Unternehmensbereich von Bosch. Auf sie entfielen fast 60 Prozent der 88,2 Milliarden Euro, die das Unternehmen im vergangenen Jahr an Umsatz erlöste. Weltweit arbeiten mehr als die Hälfte der rund 420 000 Mitarbeiter in dem Bereich.
(Text: dpa)